Bei ihr war ich zur Untermiete
in Kreuzberg, dritter Stock vorn.
Sie hieß – ob einer das erriete? –
Frieda Demuth, geborene Zorn.
Es herrschten Krieg und Frieden.
Sie nölte. Und ich junges Ding
hab keinen Krach vermieden.
Dann griff sie die Schlüssel und ging:
„Ick weeß nich, warum ick streite.
Det wird ja nich belohnt.
Ick jeh uff die drübensche Seite,
wo die Freundschaft wohnt.“
Das konnte nicht so bleiben
und Frieda machte ins Heim.
Ihr Leben blieb Schnauze-Zeigen.
Da half kein Zucker, kein Leim.
Nie mit dem Senat zufrieden,
war sie verschrien als links.
Sie brachte die Alten zum Sieden
und klagte dann allerdings:
„Ick weeß nich, warum ick streite.
Det wird ja nich belohnt.
Ick jeh uff die drübensche Seite,
wo die Freundschaft wohnt.“
Sie tat es nicht. Im Westen
Berlins war ihr Zuhaus.
Doch ging sie wie bei Festen
gekleidet öfters aus.
Am Grab des Mannes saß sie, leise.
Den Toten geht es gut.
Kein Streit um Renten und Preise.
Da fand man Frieda Demuth.
„Ick weeß nich, warum ick streite.
Det wird ja nich belohnt.
Ick jeh uff die drübensche Seite,
wo die Freundschaft wohnt.“