Da kam ein Mann mit glühenden Augn auf mich zu. War etwa Halloween? Da erkannte ich ihn. Nicht zu glauben. Es war mein Großvater. Er war viel jünger als ich und schwenkte eine Reichsflagge.
„Hallo Opa! Wieso bist du so jung?“ sagte ich. „Erkennst du mich? Ich bin dein Enkel.“
Er starrte mich an. Er trat näher. Wollte er mich küssen? Da öffnete er den Mund und schrie: „Deutschland, erwache!“ Ich bin sicher, dass ich nicht so heiße. Schade, er hatte
mich nicht erkannt. Also, wer heißt hier Deutschland und schläft? Ich sah mich um. Überall hellwache Menschen, sie sausten herum auf der Jagd nach Sonderangeboten. Nein, gepennt hat keiner.
Jetzt kamen um die Ecke noch mehr junge Männr mit Fahnen aus Großvaters Zeiten. Sie machten ein höllisches Geschrei, nach einiger Zeit verstand ich: „Ausländer raus!“
Ich stellte mich ihnen in den Weg und bat sie, einmal nachzudenken. Ob sie nicht selbst Ausländer seien?
Einer fragte: „Wat meenste damit, du Arschloch?“
„Ich meine“, sagte ich friedfertig, „ihr seid doch mit diesen Fahnen aus dem Grab gestiegen. Und das Grab ist doch Land. Aus dem Meer kommt ihr jedenfalls nicht oder?“
Und im übrigen verbat ich mir das Arschloch.
Sie schienen mich nicht zu verstehen, einige machten Anstalten, mir Gewalt anzutun. Rechtzeitig fiel mir was ein.
„Lacht ihr immer noch über diesen alten Spruch? Ohne i hat's jeder, mit i will's jeder sein.“
Sie starrten mich an. Einige dachten angestrengt nach. Um die peinliche Situation zu beenden, sagte ich: „Einen Arsch hat jeder! Arisch will jeder sein! Das war doch damals ein Knaller!“
Da schienen sie sich zu erinnern. Sie marschierten los und brüllten im Rhythmus der Schritte: „Arschlöcher raus! Arisch rein!“
Jetzt wurde es mir doch unheimlich. Wenn die Männer da unsere Großväter sind – was wird noch aus ihnen? Kriegslüsterne Größenwahnsinnige? Oder gar Massenmörder? Nein, dachte ich, das muss
unbedingt verhindert werden. Ich muss sofort was tun.
Und ich wachte auf.