„Tack“ ist das schwedische Wort für Danke, es war das erste Wort, das ich in Schweden lernte, und das war gut so. Denn die Schweden sind höflich und das erwarten sie auch von dir.
Bei meinem ersten Besuch in einer schwedischen Familie erlebte ich, wie man sich am Kaffeetisch für jede Handreichung bedankte, Es entstand ein gleichmäßiges und wechselseitiges „tack,
tack“, dass man versucht war, ein „Ticktack“ einzuwerfen. Aber mir war nicht nach Scherzen. Ich musste höllisch aufpassen, meinen Einsatz in dem Wechselsang nicht zu verpassen. Ins Schwitzen
gekommen, stand ich schließlich auf und bedankte mich für Kaffee und Kuchen. man nahm das als Zeichen, dass ich gehen wollte. Die gesamte Familie begleitete mich zum Mantel. Verschiedene Hände
halfen mir beim Anziehen und als ich mich verabschiedete, kam es wie aus einem Munde: Tack för besöket. (Danke für den Besuch.)
Jetzt war mein Part dran. Wofür bedanke ich mich? Für die Einladung natürlich. Hastig kramte ich nach dem Wort, fand es nicht, darum dankte ich noch einmal für Kaffee und Kuchen und trat vor die
Tür.
Ich sah zum Himmel, ruhig und friedlich zogen die Wolken, ich atmete die frische Wald- und Seeluft ein. Großartig! Ich hatte es überstanden, ich würde in Schweden leben können als gleicher
unter gleichen.
Und wie ich den Fuß zum ersten Schritt anhebe, erschallt hinter mir ein vielstimmiges: ,,Tack för idag." (Danke für heute).
In den Rücken getroffen. Sie haben mich doch geschafft, die Schweden.
Warum die Schweden so dankbar sind, lässt sich leicht erklären: Das Land ist so groß und so wenig bevölkert, dass der Nachbar mitunter ein paar km entfernt wohnt. Und dann ist da die dunkle Zeit
des langen Winters, die Einsamkeit schmerzt mehr als der Frost, trifft man dann einen Menschen, so möchte man ihn vor Glück umarmen.
Wir Deutsche kennen diese überschäumende Dankbarkeit nicht. Im Gegenteil. Wir gelten als schlecht gelaunte Zeitgenossen und beim Gebrauch von Dankbarkeitsworten als ziemlich geizig.
Auch das hat seinen Grund: Anders als in Schweden geht man sich in Deutschland wegen der Nähe oft auf die Nerven.
So ist es kein Wunder, dass wir uns abends in unsere vier Wände zurückziehen. Dort genießen wir Ruhe und Abgeschiedenheit.
Übrigens wäre jetzt die beste Gelegenheit, einmal zu zeigen, auch wir Deutsche können höflich sein. Rufen wir doch den an, der uns so gern mit seinem Besuch überrascht, und sagen: „Danke
für deinen Nichtbesuch heute“.