Freut euch des Lebens!
Ostern 2024
Die Auferstehung..
Ob ich dran glaub?
Was gestern noch jung,
liegt heute im Staub.
Und Kriege ein Zeichen
fürs Osterfest?
Die Last der Leichen
die Erde presst.
In nassen Laken
die Sonnengestalt
wird fortgetragen.
Und ich bin alt.
Aus allen Ritzen
drängt's grün heran.
Des Lebens Zitzen...
Nun saug schon daran!
Früher Morgen
Am Fensterglas tropft Feuchte nieder,
es ist der Todesschweiß der Nacht.
Noch einmal glüht sie auf im Fieber,
ihr Atem weht, es ist vollbracht.
Und dann geschieht am Himmel droben
auf goldnem Gong ein leiser Schlag,
und wie ein Junkie unter Drogen
steigt bleich herab der junge Tag.
Ich hab mich in den dunklen Stunden
ins Licht zu gehen nicht getraut.
Mir ist, als wär ich jetzt entbunden
von einer abgenutzten Haut.
Es regt sich Leben im Gebeine.
Ich sag zum jungen Tag kokett:
„Die Tür ist auf... Wir sind alleine.
Was willst du noch? Komm mit ins Bett.“
Gleich am ersten Tag – ich machte Ferien in meiner schwedischen Hütte – kam mein Freund Gunnar mit einem blank geschälten, wie eine Wünschelrute geformten Ast
und sagte, damit könne ich Wasser oder Frauen suchen, aber wegen des Sees in der Nähe sei Wassersuchen wohl nicht nötig.
Nachdem er mir den halben Kuchen aufgegessen und drei Tassen Kaffee getrunken hatte, ging er mit dem Versprechen, mir morgen etwas Besonderes zu zeigen: die
Dänengräber am Bolmen. Sie stammen aus der Zeit vor 300 Jahren, als die Dänen Südschweden bis nach Småland besetzt hatten, wogegen sich die Småländer heftig wehrten.
Er kam mit Axt und Säge. Und so radelten wir los. Eine knappe Stunde später kamen wir an. Unter hohen Eichen sah ich zehn längliche Hügel, auf ihnen Gesträuch und
einige mannshohe Birken.
„An die Arbeit! Wenn nichts getan wird, wächst hier alles zu. Eine Schande ist das. Also los, du gamla Indian!“
Damit meinte er mich, aber ich fand, ein Indianer würde bestimmt lieber etwas anderes tun, als Grünzeug aus der Erde zu reißen.
Plötzlich legte er sich rücklings auf einen der Hügel und murmelte: „Was für ein schöner Platz, zum Sterben.“ Innerhalb von
einer Minute war er eingeschlafen
Es war ein sonniger Tag, vom nahen See kam leichter Wind, die Lichttrauben im Eichengewölb zitterten. Und während ich die Gräber von allerlei Gestrüpp befreite,
dachte ich: Er fing ausgeflogene Bienenvölker ein, er veredelte Apfelbäume, zog in einem aus Abrissfenstern errichteten Treibhaus Tomaten und Weintrauben und
ließ sich von einer Bremse in den Arm stechen und sah ihr wohlwollend zu, wie sich ihr Körper mit Blut auffüllte. Nie fuhr er über eine Ameisenstraße, sondern stieg vom Rad und trug es hinüber
und bevor er ein Küken hob, hauchte er seine Hände an.
Er behauptete, dass die Sonne mindestens einmal am Tag für jeden Menschen ganz allein
scheine, man müsse nur aufpassen, damit man den Moment mitbekomme. Er jedenfalls verpasse keinen. Und weil das wohl so gut klappte, stellte er sich abends oft auf die Haustreppe, sah hinauf
zum Berg, wo die Sonne unterging, und rief übers Dorf und über den ganzen Erdkreis: „Livet är härligt!“
Er ist schon seit ein paar Jahren tot, ich wohne in einem Dorf nahe Berlin. Ich habe von meinem Fenster einen Blick auf ein paar Kiefern, gerade sehe ich, wie die
Sonne die Stämme kupfern leuchten lässt und da ertönt fern eine schwedisch singende Stimme: „Das Leben ist herrlich!“
Und für einen Moment ist das Leben ganz allein bei mir.
Leben
Mag sein. dass wir Geschöpfe sind,
geträumt von einem Geist,
und dass in Wirklichkeit nichts stimmt,
was man die "Fakten" heißt..
Mag sein, dass wer die Füße hebt,
schon reist in seine Nacht,
und wie das Licht ins Dunkel strebt,
ist er ganz leichte Fracht..
Wie sollte das ein Mensch verstehn.
So frag nicht, ob du's kannst.
Lass einfach dich vom Leben drehn,
bis du, ein Derwisch, tanzt.
Der Apfelbaum
Er steht so allein
und tut mir leid.
Viel wird nicht mehr sein
von seiner Zeit.
Vernarbte Wunden
sind da am Stamm.
Die Äste geschunden,
am Fuß hat er Schwamm.
Und seine Gestalt
so abgemüht...
Gott ja, er ist alt.
Doch seht, wie er blüht.
Zukunft
Kleine Geschichte
des menschlichen Körpers
Anfangs war der menschliche Körper ein Werkzeug, um die Erde zu erobern und die Natur zu bezwingen. Dann kam eine Zeit der Verehrung des Körpers, dies geschah in Ägypten, Griechenland und im alten Rom.
Dann, in der Folge einer neuen Lehre, belegte man den Körper mit einem Fluch. Er galt als sündiges Fleisch, das man züchtigen müsse.
Die Aufklärung entlarvte den Fluch als Lüge. Man begann den Körper als eine organische Maschine zu betrachten, äußerst kompliziert und bewundernswert in seinen Fähigkeiten.
Von da an begann der Mensch seinen Körper zu pflegen und zu kräftigen, so dass er immer leistungsfähiger wurde. In
gleichem Maße wuchs die Bedeutung seines Aussehens. Chirurgen verschönerten ihn und man forschte nach Mitteln, die sein Altern aufhalten sollten.
Der Körperkult erreichte seinen Höhepunkt merkwürdigerweise zu einer Zeit, als Kriege den menschlichen Körper
massenweise vernichteten, plötzlich schien er nicht einmal mehr den Wert von Schlachttieren zu haben.
Doch die Rettung war nah. Zur gleichen Zeit entwickelte sich die Informatik.
Der Mensch überwand die Grenzen des Raums und er schuf sich eine Welt, wo sein Körper nur noch ein Schemen war.
Bald war die virtuelle Welt des Menschen liebster Aufenthalt.
„Und es wird eines Tages sein, dass der Körper abgelegt werden kann wie eine Last, und das menschliche Gehirn wird leben in der Grenzenlosigkeit des Universums.“
So dachte jetzt der Mensch, und als die Technik ihm die Möglichkeit dazu gab, verzichtete er völlig auf seinen Körper – und so verschwand er. Seitdem existierte er als elektronisches Partikel im Universum.
Zurück blieb die menschenlose Erde. Dort lebten Pflanzen und Tiere in freier Entfaltung und ihre Körper waren von
makelloser Schönheit.
Als die elektronischen Partikel im Universum, Menschheit genannt, das sahen, dämmerte es ihnen: Der Planet Erde war das Paradies.
Ich lasse mich patentieren
Sehr geehrtes Patentamt!
Hiermit stelle ich den Antrag auf Patentierung meines Körpers. Zusätzlich beantrage ich das Copyright meines digitalen Körpers.
Die Gründe sind folgende:
Da man längst Schafe verdoppeln kann und zwar bereits durch eine kleine Hautzelle, müssen wir davon ausgehen, dass dies auch mit Menschen möglich
ist. Sich der Hautzelle eines solchen zu bemächtigen, dürfte nicht schwierig sein, da er mit jeder Bewegung Hautzellen in genügender Anzahl verliert. Zwar wird mir mein eigener Klon nicht
begegnen können, er muss ja auch erst als Kind zur Welt kommen, aber meine Nachkommen
könnten ihn erleben und, weiß der Kuckuck, was immer mit ihm anstellen. Womöglich
benutzen sie mich als Sklave, und das vielleicht noch in einer Vielzahl, aber ich hatte schon immer was gegen die Leistungsgesellschaft
und dulde es nicht, dass man mich – auch nicht als Klon
– für den Kapitalismus missbraucht.
Ähnlich ist es mit dem digitalen Klonen.
Man stelle sich vor: Plötzlich taucht man im Internet auf und behauptet, unser Bundeskanzler sei in Wirklichkeit ein Krokodil. Was für einen Ärger man mit Tierfreunden bekäme! Oder man sieht sich als Teilnehmer eines Pornos. Wie soll man das seiner Frau erklären?
Allerdings bin ich bereit, meinen digitalen Körper für fremde Zwecke auszuleihen. Die monatliche Gebühr für meinen kompletten Körper beträgt 10.000 Euro, für mein Gesicht 6.000 Euro und für meine Stimme 4.000 EURO.
Ich sende Ihnen hiermit 4 Nacktfotos von mir, rechts, links, vorne und hinten, zusätzlich 12 weitere mit Einzelheiten meines Körpers sowie eine Kopie meines Ausweises und meine Steuernummer beim Finanzamt.
Sollten Sie mich für Ihre Unterlagen scannen wollen, so stehe ich Ihnen selbstverständlich zur Verfügung.
Siehe auch Sonja und ihr Roboter
Der Transmensch
1
Er lauscht den Finsternissen,
er sehnt sich aus der Welt,
als wär etwas gerissen,
das ihn auf Erden hält.
Von Träumen überschüttet,
kann er sich nicht mehr sehn,
fällt auf die Knie und bittet,
als andrer aufzustehn.
2
Einst bebte er beim Klang
des Glockenschlags der Dome.
Und heute ist ihm bang
beim Pulsschlag der Atome.
Er greift zu Kokain
in Hütten und in Suiten,
gibt sich dem Rausche hin
von alten Mythen.
Doch wenn der Tag sich zeigt,
kommt er, der Umgekehrte,
der aus der Traumflut steigt,
das neue Kind der Erde.
Lesetheater
Eintritt frei. Rund um die UIhr geöffnet.
Programm
Satire
Satirische Komödie
Drama
Komödie
Satirische Komödie
Sci-Fi-Komödie
Schwank
Schwank
Schwank für Kinder
Hörspiel
Der Außerirdische, die Vernunft
Sketch
Szenenfotos aus: Nie wieder Köpenick!
Das Stück "Die Mauerspechte" bekam 1991 den 1. Preis beim Wettbewerb „Wer schreibt das beste Volksstück zum Mauerfall?“
Aufgeführt wurde das Stück im
November 1993 im Hebbel-Theater unter dem Titel:
Krimikomödien
Lieferbare Textbücher:
Sairische Kriikomödie
Liebe, Geld und noch mehr Mörderisches
Krimikomödie
An einen großen Theaterdichter
Berühmt ist dein Name,
dein Werk fasst Leben und Tod.
Dein Spott, der grausame,
macht blass und mal rot.
Dies ist, was trotz Begeisterung
mich nachdenklich stimmt:
Dass deiner Dramen Schwung
nicht Not der Armen aufnimmt.
Damit es Heiterkeit erwecke,
malst List du in verhärmte Mienen.
Dir leben die Armen zum Zwecke,
dem Reichtum als Folie zu dienen.
Dein schönes Schauspiel, das ewige,
macht uns vor Staunen stumm.
Jedoch: es dröhnt der Behäbige,
der Arme schweigt. Warum?
Wie herrlich die Wortspiel-Witze!
Da lacht sogar der Teufel.
Applaus, Applaus. Man springt vom Sitze.
Nur einer nicht: der Zweifel.
Was passiert,
wenn dem Mund eines Erwachsenen
plötzlich ein Spruch
aus seiner Kindheit entfährt?
Der lässt tief blicken –
in die Welt zu seiner Zeit als Kind.
Darüber gibt es eine Geschichte im Radio
Podcast:
Siehe auch Der gelbe Stern
Wie ein Deutscher sich schämte
und dann glücklich wurde
Zu hören : trommeln-im-elfenbeinturm
Zu lesen: Blog
Deutsches
Der Tippfehler
Ich schrieb ein Gedicht, es war eine Zusammenfassung meines bisherigen Lebens. Darin kamen diese Verse vor:
„Nicht dass mein Fuß
Auschwitz je berührte,
doch berührte
mich Auschwitz ganz.“
Ich stellte es in ein Lyrikforum und bekam zustimmende Klicks. Gut ein Jahr später las ich es noch mal und erschrak. In der Zeile „doch berührte mich Auschwitz
ganz“ stand nicht Auschwitz sondern Ausschwitz.
Keiner hatte mich darauf aufmerksam gemacht. Entweder hatten alle es überlesen oder sie hielten es bloß für ein Versehen.
Ein Versehen?
Laut Wikipedia gibt es sprachliche Äußerungen, die gemeinhin als „Versprecher, Verhören oder Versehen“ bezeichnet werden, die aber, so Freud, auf einer unbewussten
Ebene durchaus Sinn ergeben.
Und so fragte ich mich: Litt ich wirklich an Auschwitz oder wollte ich es in Wahrheit mit meinen Texten „ausschwitzen", also vergessen?
Ich fühlte mich ertappt und löschte das Gedicht, als hätte es das nie gegeben.
Die Leitkultur
Mich hat's erwischt!
Denn aufgetischt
ist Leitkultur.
Nun futter nur!
Ob sie mir schmeckt?
Wie's mich erschreckt
schon mit der Nas:
Verkocht ist das!
Doch ich hab's gern
mit Duft und Kern.
Gewürzt, so knallt's
in meinem Hals!
Will nicht nur futtern,
als wär's bei Muttern.
Ich nehm, was die Welt
bereit für mich hält.
Der fremde Verwandte
Geh leise durch dein Heimatland,
sie dürfen dich nicht sehn.
Du gehst mit einem Hand in Hand,
dem sie schon Stricke drehn.
Er hat die Augen ganz wie sie,
die Nase und den Mund,
und stößt er sich einmal das Knie,
so wird's wie ihres wund.
Ich seh da keinen Unterschied,
wir sind mit ihm verwandt.
Wenn einer etwas andres sieht,
hat er sich nicht erkannt.
Ach du deutsche Eiche!
Ach du deutsche Eiche!
Schau, wie ich erbleiche,
so bist du versaut.
Greif zur Bürste, reibe
alles weg vom Leibe,
rette deine Haut!
Deine Blätter wimmern.
Eine Flut von Spinnern
naht heran mit Schlamm.
Tiefer noch, im Innern,
müssten Spechte zimmern,
sonst bricht dir der Stamm.
Nächtliches Erlebnis
Das Klima kann nicht stimmen.
Ich friere und ich schwitz.
Die Guten sind die Schlimmen,
wer weint, macht das als Witz.
Von Worten wund geschlagen,
lieg ich im Bett wie tot.
Ich hab noch tausend Fragen.
Und hör nur: Idiot.
Ich zerr die Nacht am Tuche
(wo ist der Reißverschluss?),
weil ich die Wahrheit suche,
die Antwort finden muss.
Und wie erhofft, da schlitzt sich
der Himmel auf: O seht!
Ein Harfenton (wie witzig!)
und Marx ruft zum Gebet.