Dieter Lenz
Berliner Posse
Schauspieler: 3 m, 4 w
Die Personen
BRUNO Kruse, der ältere Bruder
ACHIM Kruse, der jüngere Bruder
KLARA und KRUSE, Eltern der Brüder (seit Jahren geschieden, KLARA wohnt einen Stock höher)
KATJA, Freundin von ACHIM
CHRIS, Freundin von BRUNO
FRAU LIEBIG, Nachbarin, wohnt im Haus gegenüber
Ein Wohnzimmer. In der Mitte ein Ledersofa, zwei Ledersessel, dazwischen ein Glastisch, auf ihm Zeitschriften. In der Nähe eine Kommode mit Schubladen, auf der Kommode ein Sortiment alkoholischer Getränke und ein Tablett mit Gläsern, eine Vase mit welken Blumen. Ein Regal mit ein paar Büchern, Fernsehgerät, Stereoanlage und kleinerem Krimskram.
Links eine Computeranlage, davor ein Drehstuhl.
Alles weist darauf hin, dass es sich um einen Männerhaushalt handelt.
Das Zimmer hat drei Türen, eine an der linken Seite (Achims ehemaliges Zimmer) und eine nach hinten: dort befinden sich alle anderen Räume (z. B. Küche) und eine rechts (unsichtbar): der Wohnungseingang.
Rechts ist ein Stück Wand mit einer zweiflügeligen Glastür, sie geht auf einen Balkon mit einer Glastür, daneben ein Fenster mit Blick auf den Balkon.
Der Balkon ist im Anfangsstadium der Begrünung, Geranien in den Blumenkästen, wilder Wein baumelt herab.
1. Akt
(KRUSE mit Gärtnerschütze, BRUNO am Computer)
KRUSE: Junge, Junge, tolles Wetterchen heute. Bestes Heuwetter. Wo ist die Sense?
BRUNO: Du spinnst wohl.
KRUSE (zieht eine Schublade auf): Wo ist die verdammte Schere?
BRUNO: Wo sie hingehört. Zweite Schublade!
KRUSE (fischt die Schere aus der Schublade): Ein anständiger Haushalt hat ne Sense oder wenigstens ne Sichel, aber so was kennt ihr ja nicht. Frag mal deinen Puter, was das ist.
BRUNO: Computer, Vater, Computer!
KRUSE: Ich bin kein Engländer. Ich sag's auf Deutsch.
BRUNO: Sag einfach PC.
KRUSE: Genügt dir unser WC nicht?
BRUNO: Fertig! Da! Ein neues Kind, das vierte! Hat keine zehn Minuten gedauert.
KRUSE: Gespenstisch! (kommt, schaut ihm über die Schulter) Wie haben die das gemacht?
BRUNO: Die nicht, ich mach das. Ich bin so was wie ihr Gott. Ich hab das Spiel erst eine Woche und schon eine so große Familie.
KRUSE: Toll. Und was ist es? Junge oder Mädchen?
BRUNO: Junge.
KRUSE: Ich seh nichts.
BRUNO: Sei nicht so pingelig.
KRUSE: Na hör mal.
BRUNO: Guck dir mal das Haus an. Hier, das Schlafzimmer. Der Vater pennt.
KRUSE: Am helllichten Tag?
BRUNO: Er ist arbeitslos.
KRUSE: Flegel. Du machst mich nach.
BRUNO: Genau. Hier, der Garten. Wär der was für dich?
KRUSE: Als Bild? Menschenskind! Wie alt biste? 26? Mach lieber ne richtige Familie! Ihr seid doch schon seit zwei Jahren so gut wie verlobt!
BRUNO: Ja, aber ich trau ihr nicht. Sie will doch nur Karriere machen. Ich will erst ein Kind, aus Sicherheit.. Oder zwei.. Noch besser drei..
KRUSE: Wie wär's, wenn du sie kriegst? Klappe, ich verzieh mich schon.. Muss sowieso meine Wiese mähn... (verschwindet auf dem Balkon. Scherengeklapper) Dass mir keiner ans Heu geht. Ist für die Pferde im Winter.
BRUNO: Was?
KRUSE (unsichtbar): Noch nie was von Heupferdchen gehört? (Es klingelt.)
BRUNO: Mach auf.
KRUSE: Keine Zeit. Das Heu muss noch vorm Regen in die Scheune.
BRUNO (steht auf): Rühr mir ja nicht den Computer an! (ab)
KRUSE (kommt vom Balkon, mit einer Blumenschaufel voll Gras, hält sie sich vor die Nase): Ein Duft ist das. Das Parfüm von Mutter Natur. Wo haben wir die Scheune? (sieht sich um, schiebt Bücher auf dem Bücherbord beiseite, legt das Gras in die Lücke, versucht es hinter einem Buch zu verstecken Zu spät. ACHIM kommt mit einer prall gefüllten Tasche)
ACHIM (zu KRUSE): Was machst du denn da? (stell die Tasche ab, sieht das Gras) Was ist denn das? Ein Vogelnest? (greift zu)
KRUSE: Finger weg! (rennt zur Balkontür, schreit nach draußen) Polizei! Einbrecher! Diebe!
ACHIM (zerrt ihn in die Wohnung): Schnauze! Verdammt noch mal!
KRUSE: Loslassen! (BRUNO kommt)
BRUNO: Aufhören!
ACHIM: Mann! Der Alte hetzt uns die Bullen auf den Hals! (hält KRUSE den Mund zu)
BRUNO: Mensch, es ist dein Vater. (ACHIM lässt ihn los)
KRUSE: Verdammt noch mal. Das war … (holt tief Luft) ein Mordversuch. Jawohl. Ich zeig dich an.
ACHIM (auf den Balkon zeigend): Und das da? Dein Schrebergartent? Ein Anruf beim Hausbesitzer und du fliegst!
KRUSE: Mistkerl!
BRUNO: Nun hört schon auf.
(KRUSE geht auf den Balkon, schließt die Tür. ACHIM droht ihm mit der Faust, KRUSE droht zurück.)
BRUNO: Es gibt so was wie „Du sollst das Alter ehren“.
ACHIM: Ja, aber er hält sich nicht dran. Echt. Man kriegt ja Angst vorm Alter, wenn man ihn sieht. Ich kapier nicht, wie du den Biobauer hier einquartieren konntest. War doch sonnenklar, dass er seine Landwirtschaft mitbringt.
BRUNO: Er braucht die Natur. Und so alt ist er gar nicht.
ACHIM: 58. Der harzt bis zur Rente, sag ich dir, und mit Vergnügen. (heftig) Mensch, der hat vor zwanzig Jahren Muttern sitzen lassen, und jetzt kommt er zu uns zurück und oben wohnt sie! Wie kannst du bloß!
BRUNO: Sie war einverstanden.
ACHIM: Ja. Und lacht sich krank über deine Dummheit. Sie wohnt ja allein über uns. Na schön, lassen wir das. Zum Geschäft. Wie steht's?
BRUNO (zieht eine Schublade auf, holt ein Bündel Geldscheine heraus, reicht ihm das Geld) 520. Alles verkauft. Der Laden brummt. 520. Zähl nach.
ACHIM: Ich trau dir.. (steckt das Geld ein, macht die Tasche auf) Acht Autoradios mit CD-Player. Kostenpunkt: pro Stück 80 Euro. Stell sie gleich ins Internet. Guck sie dir nachher an, ich deponier sie erst mal im Lager. (geht mit der Tasche ins Zimmer, lässt die Tür offen)
BRUNO (setzt sich wieder an den PC) : Lager? Wie meinst du das? Ist doch dein Zimmer, du wohnst doch hier.
ACHIM (kommt aus dem Zimmer): Nee. Hab jetzt ne eigene Location. Das ist jetzt mein Lager.
Stimme von CHRIS (von draußen): Opa, lass den Korb runter! (KRUSE am Balkonrand, nickt runter und lässt am Strick einen Korb hinunter. ACHIM sieht es.)
ACHIM: Schau dir das an.. Wenn das nicht irre ist...
BRUNO: Lass ihn in Ruh..(KRUSE zieh den Korb hoch)
ACHIM: Ich sollte ihm mal ne Bombe reinlegen. Na, ich hau lieber ab, bevor deine Chris kommt. Die hat auch immer was zu meckern. Tschüss. (Wirft einen Blicküber BRUNOS Schulter) Neues Kind? Gratuliere! (Beim Abgehen stößt er auf CHRIS) Ej, Rotkäppchen! Hast Opa wieder was ins Körbchen gelegt? (KRUSE setzt sich mit einem Stuhl in die Balkontür, isst ein Brötchen und liest Zeitung)
CHRIS: Blödmann!
ACHIM: Vorsicht! Beleidigungen kosten was!
CHRIS: Wieder abkassiert, was?
ACHIM: Neidisch?
CHRIS: Gauner!
BRUNO (ohne sich stören zu lassen): Das ist das Schöne bei meiner Familie. Hier herrscht Frieden. Nehmt euch ein Beispiel!
ACHIM: Jawohl, stör ihn nicht. Er macht Kinder! Du kannst es ja nicht! (ab)
CHRIS: Mistkerl!
BRUNO: Jetzt sind's schon viere, Chris.
CHRIS: Na klasse. Das erhöht das Kindergeld.
BRUNO: Ist ein Junge.
CHRIS: Kannst du das blöde Ding nicht mal ausschalten? Oder ist dir egal, was um dich herum passiert? Zum Beispiel dein Herr Bruder. Der dreht krumme Dinge. Was du für ihn im Internet verscherbelst, ist geklaute Ware.
BRUNO (am Computer): Ich mach den Jungen am besten gleich was älter, dann kann er schon laufen, ich hab dann mehr Spaß mit ihm.
CHRIS: Ich rede mit dir!
BRUNO (ohne vom Computer aufzublicken): Der wächst blitzschnell, kannst zusehen..
CHRIS: Sieh mich an!
BRUNO: Wieso? Was soll ich an dir vergrößern? (CHRIS haut ihm eine runter und geht ab.) Mensch, das war ein Witz!
KRUSE (kauend): Weißt du was, heut pflanz ich meine ersten Tomaten.
BRUNO: Du nervst! Verschwind nach draußen. Hängst den ganzen Tag hier rum.
KRUSE: Und wenn ich mal über die Straße muss? Die bremsen ja erst, wenn sie einen überfahrn haben. (Es klingelt dreimal)
BRUNO: Mach auf.
KRUSE: Nee. Das ist deine Frau Mutter. (Es klingelt wieder dreimal. BRUNO steht seufzend auf und geht ab. KRUSE frisiert sich mit Spucke und den Händen. BRUNO kommt mit KLARA, diese mit einem Blumentopf Veilchen. KRUSE tut beschäftigt an den Tomatenpflanzen am Fenster. BRUNO setzt sich wieder an den PC)
KRUSE: Ach, wen seh ich denn da … Guten Morgen, schöne Frau.
KLARA: Es ist längst Mittag, Alter. Nimm mir mal die Geranien ab .(gibt KRUSE den Topf, der sucht einen Platz.) Jetzt weiß er nicht wohin damit … In die Küche, Mann. Aufs Fensterbrett! (KRUSE geht ab) Geht er dir wieder auf den Keks?
BRUNO: Was hältst du davon, du hast doch noch ein Zimmer frei: Einen Monat kriegst du ihn, einen Monat ich.
KLARA: Der Kerl hat mich verlassen! Fürn Küken von Frau.
BRUNO: Ist doch schon ewig her. Hättest in der Zwischenzeit längst wieder heiraten können.. (KRUSE kommt)
KRUSE: Ich werd auf die Geranien aufpassen. Auf deine Jungs ist ja kein Verlass.
KLARA: Es sind auch deine.
KRUSE: Ach ja?
BRUNO: Es geht wieder los.
KRUSE: Wenn deine Mutter ein bisschen mehr Verständnis hätte für eines Mannes Schwierigkeiten in jungen Jahren. Auch jetzt, wo er reif ist ..
KLARA: Und seinem Sohn auf der Tasche liegt..
KRUSE: Was kann ich dafür, bei der Wirtschaftslage?
KLARA: Ich hatte dich damals gewarnt. Jetzt biste pleite mit deinem Bauernhof. Und wo ist sie jetzt, die .. wie hieß sie doch? Susi? Schatzi? Pippi?
KRUSE: Renzi! Renzi! Eine Bayerin! Und wir haben uns freundschaftlich getrennt. Jawohl. Sie hat den Hof und ich bin frei. Frei, frei, frei!
KLARA: Und warum bist du hier?
KRUSE: Weil sich einer um deine Söhne kümmern muss! Der eine hält sich für Gott, der andere ist kriminell. Deine Erziehung, Klara, deine Erziehung! Und jetzt geh ich nach drüben zur Liebig und wenn ihr ne Sirene hört, dann wisst ihr, wo ihr mich findet: im Leichenschauhaus. (ab)
KLARA: Er hat sich kein bisschen geändert… Sitzt du schon wieder am Computer? Kriegst noch nen Buckel.. Das mit Achim, stimmt das?
BRUNO: Quatsch. Er besorgt sich Auktionsware und ich hab verkauf sie im Internet, das ist alles.
KLARA: Na, der bleibt nicht lange dabei, dann fällt ihm wieder was andes ein. Naja, ihr müsst wissen, was ihr tut. (wendet sich zum Gehen) Und wenn dir der Alte zu viel wird, schickt ihn zurück zur Pippi! (KLARA ab. BRUNO arbeitet am PC. Nach einer Pause klingelt es.)
BRUNO (steht auf ): Der reinste Taubenschlag. (geht zur Tür, kommt zurück, hinter ihm KRUSE und FRAU LIEBIG)
KRUSE: Bitte, Frau Liebig, nur hereinspaziert. Lassen Sie sich von meinem Sohn nicht stören. Er macht gerade Kinder.
FRAU LIEBIG: O!
KRUSE (zu BRUNO): Und du, kiek nicht so! Ich darf doch wohl mal ne Freundin mitbringen.
FRAU LIEBIG: Ich beobachte schon die ganze Zeit, was Ihr Herr Vater auf dem Balkon macht.
KRUSE: Gnädigste, ich bin Gartenbauingenieur. (öffnet die Balkontür) Sehen Sie!
FRAU LIEBIG: Eine Wiese! Nicht möglich! Ist die echt?
KRUSE: Schnuppern Sie mal. Gerade frisch gemäht. Ist das ein Duft, was? Werde auch noch in einer Ecke Kartoffeln pflanzen.
FRAU LIEBIG: Kann man sich da hinsetzen? Keine Ameisen?
KRUSE: Keine Ameisen und keine Schlangen. Sie können sich sogar hinlegen.
FRAU LIEBIG: Dann geh ich auch barfuß! (zieht sich die Schuhe aus)
KRUSE: Ziehn Sie ruhig mehr aus..
FRAU LIEBIG: Sie sind ein Filous, Herr Kruse! (setzt sich, man sieht sie nicht mehr)
KRUSE (setzt sich, wird unsichtbar): Wie wär's mit nem kleinen Picknick? Ich picke gerne.
FRAU LIEBIG: O, Herr Kruse... ( BRUNO steht auf und lugt heimlich durchs Fenster)
KRUSEs Stimme: Bruno, Frau Liebig möchte gern ein Glas Saft und für mich ein Bier!
FRAU LIEBIGs Stimme: Den Saft mit einem kleinen Spritzer Prozentigem, bitteschön! (BRUNO ab. KLARA kommt, sieht sich um, hört Stimmen, tritt ans Fenster, sieht auf den Balkon. BRUNO kommt mit einem Glas Saft und einem Glas Bier)
BRUNO: Machst du mir mal die Balkontür auf? (KLARA tut es). Das Bier, frisch gezapft, und der Apfelsaft wie gewünscht mit einem Spritzer Klarem. (Ein Männerarm greift nach dem Bier, ein Frauenarm nach dem Saftglas)
KRUSES Stimme: Danke, Herr Ober.
FRAU LIEBIGs Stimme: Auch meinerseits, Herr Ober!
BRUNO (macht die Balkontür zu, wendet sich zu KLARA): Seine neue.
KLARA: Von wegen neu. Bestimmt 10 Jahre älter als ich. (äfft sie nach) Auch meinerseits, Herr Ober … Spielst du jetzt auch noch den Kellner?
BRUNO: Vielleicht haben wir Glück und er zieht zu ihr rüber... Ist was?
KLARA: Was soll denn sein?
BRUNO: Na, du machst ein Gesicht.
KLARA: Ist das verboten?
BRUNO: Schon gut. Wieso kommst du noch mal runter?
KLARA: Wieso, wieso. Ich wollt euch nur sagen, ich back heut nen Kuchen. Aber der kriegt keinen! (ab)
BRUNO: Mann, ist das brutal.
Black out
(ACHIM mit zwei Koffern und KATJA mit einer Tasche. ACHIM in Schlips und Anzug. Sie stellen ihr Gepäck ab.)
ACHIM: Da sind wir. (sieht sich um) Bruno ist noch auf Arbeit. (entdeckt KRUSE auf dem Balkon) Und der Alte ackert auf seinem Feld. (geht zur Balkontür) Der Herr erlaubt. Es zieht! (schließt und verriegelt die Balkontür, zu KATJA, die sich umsieht) Was ist?
KATJA: Weiß nicht. Ich fühl mich nicht besonders.
ACHIM: Verstehe. Die Schwangerschaft. Da müssen wir durch.
KATJA: Red nicht so blöd. Ich muss da durch!
ACHIM: Wieso vergisst du auch die Pille.
KATJA: Hör auf, ja? Was du da vorhast, ist geradezu kriminell.
ACHIM: Also geradezu ist übertrieben, ein bisschen krumm, ja.
KATJA: Heiraten sollten wir! Das ist das Natürlichste!
ACHIM: Nun mal vernünftig. Erstens. Mit der Natur haben wir hier schon genug am Hut, guck dir meinen Alten an. Zweitens. Heiraten, jetzt, wo ich Unternehmer werde? Weißt du, was in der Wirtschaft los ist? Da heißt es fressen oder gefressen werden! Da ist ein Kind weiß Gott keine Hilfe! Im Gegenteil!
KATJA: Aber dem Bruno kannst du’s zumuten.
ACHIM: Der wird dir dankbar sein. Der will doch schon seit ewig Kinder. (KATJA setzt sich) Geht’s dir nicht gut?
KATJA: Mann! Ich bin schwanger! Übrigens kenn ich Chris besser als du. Die hat ihren Grund, warum sie kein Kind will. Die will nämlich erst heiraten und dann Kinder kriegen! Aber Bruno will nicht heiraten. Genau wie du. Ihr seid so was von Heiratsmuffel!
ACHIM: Wir sind eben nicht so leichtsinnig, verstehtst du. Wir heiraten mit Verstand, nicht so auf gut Glück. Na, keine Angst. Tu, was ich dir gesagt habe, dann wird alles gut. Ich will dir mal was sagen, zu diner Beruhigung. Eigentlich gehört das Kind auch ihm. Echt. Weil, Brüder haben ja dieselben Gene, verstehst du? Und keine Sorge. Für das Kind heiratet er dich! DSafür würde er jede heiraten! Und sobald meine Firma auf festen Beinen steht, dann lässt du dich scheiden, und ich heirate dich mit Kind. Überhaupt kein Problem. Nicht mal den Namen musste ändern, perfekt, was? (Geräusche an der Tür) Achtung! Er kommt! (KATJA steht rasch auf, zupft ihr Kleid zurecht)
BRUNO (kommt mit einem großen Karton in den Armen): Mensch, hätt ich gewusst, du bist da, hätt ich geklingelt. Nanu, Katja? Und Koffer?
ACHIM: Ja, was Neues. Ich bin jetzt in der Immobilienbranche, Immobilienmakler, verstehst du. Bringt mehr Kohle. Und mein erster Kunde ist Katja, sie sucht ne Wohnung und hier ist ja ein Zimmer frei. Mein Zimmer.
BRUNO : Ich denk, es ist dein Lager?
ACHIM: Brauch ich nicht mehr..(KRUSE rüttelt an der Balkontür)
BRUNO (geht die Tür öffnen): Wer hat dich denn ausgesperrt?
KRUSE (brummig): Na, wer wohl. Dein sauberer Herr Bruder. (blickt KATJA misstrauisch an)
ACHIM (zu BRUNO): Also sie kriegt mein Zimmer. (KRUSE nähert sich KATJA, starrt ihr auf die Schulter) Ist auch nur vorübergehend, bis ich ne richtige Wohnung für sie gefunden habe. (wird immer mehr von KRUSE abgelenkt) Tu ich doch gern für meine Angestellten. Sie ist nämlich auch meine Sekretärin sowie Empfangsdame, und denn... Verdammt, was machst du? (KRUSE versucht mit zwei Fingern etwas von KATJAS Schulter zu heben) Finger weg! (schubst ihn)
KRUSE: Jetzt ist er runtergeflogen. Marienkäfer, glaub ich, hätt ihn für meine Tomaten brauchen können. (sucht am Boden) Wenn’s aber was anderes war, ‘n Kartoffelkäfer oder ne Wanze, Prost Mahlzeit! Find ich nicht mehr.. (steht auf) Na, wenn ihr jetzt noch ruhig pennen könnt.
ACHIM: Hau ab auf deinen Acker!
KATJA: Achim, bitte!
BRUNO: Er geht ja schon. (zu VATER) Du gehst doch?
KRUSE: Seit gestern. (geht ab auf den Balkon)
KATJA: Also was jetzt? Darf ich oder darf ich nicht? Bruno, sag nein! Und ich geh. Ich find schon woanders ne Bleibe.
BRUNO: Ach was. Wenn Achim dir sein Zimmer gibt, ok.. Ich muss mich jetzt hier um den PC kümmern.
ACHIM: Dann also los, Katja. Willkommen in meiner Bude. (Sie gehen ins Zimmer, schließen die Tür hinter sich. Es klingelt. BRUNO geht öffnen, kommt mit CHRIS zurück,)
CHRIS: Also wie heißt der Film?
BRUNO: Was für'n Film?
CHRIS: Na, den wir uns ansehn! Wir wolln doch ins Kino.
BRUNO: Ach verdammt .. Geht heut nicht. Ich muss bis morgen den PC repariern. Hab ich nem Kollegen versprochen.
CHRIS: Und du hast mir'n Kinoabend versprochen. (Stimmen aus dem Zimmer) Ist da jemand? Ich hör doch was. (geht zur Tür und reißt sie auf, schaut hinein, zu BRUNO) Was machen die hier?
(ACHIM und CHRIS kommen aus dem Zimmer)
KATJA: Hallo, Chris!
ACHIM (zu CHRIS): Sie wohnt jetzt hier.
CHRIS: Bruno!
BRUNO: Was ist?
CHRIS: Hat er dich denn gefragt?
ACHIM: Genau vor fünf Minuten.
CHRIS (zu Bruno): Und du hast ja gesagt?
BRUNO: Verdammt... Wo ist das verfluchte Kabel? (sucht)
ACHIM (zu CHRIS): Und was geht das dich an, he?
CHRIS: Das will ich dir sagen. Das.. Das Zimmer gehört mir! Bruno! Du hast mir das versprochen!
BRUNO: Ja, aber den Film gibt’s doch auch noch morgen.
CHRIS: Das Zimmer, ich meine das Zimmer!
KATJA: Also, dann geh ich wieder..
ACHIM: Nein! Du bleibst! (zu CHRIS) Das hat er dir versprochen?
CHRIS: Er braucht's auch! Jawohl! Als Werkstatt!
BRUNO: Ach was. Ich hab doch den Tisch hier. (CHRIS findet das Kabel auf dem Boden, versteckt es hinter ihrem Rücken) Wo ist denn bloß das Kabel?
ACHIM: Siehste, Katja, so ist sie, sie lässt ihn einfach nicht ran.. ans Kabel mein ich.. Komm, wir gehn jetzt ins Kino. (zu CHRIS) Weißt du, was grade läuft?
CHRIS: Du Filzlaus! (ACHIM und KATJA ab)
BRUNO: Gib mir das Kabel!
CHRIS (wirft es ihm zu): Häng dich auf damit!
BRUNO: Nee, bist du brutal. (CHRIS ab. Er beginnt am PC zu arbeiten. Es klingelt, er ruft) Mach auf, ich kann jetzt nicht. (KRUSE geht öffnen, kommt mit FRAU LIEBIG zurück. Diese trägt einen gefüllten Picknickkorb)
KRUSE: Bruno! Tatütata! Wir machen Picknick auf meiner Wiese.
FRAU LIEBIG: Sie können mithalten, Bruno, es ist genug da. Schrippen, Butter, Schinken, spanische Weintrauben, italienischer Salat, deutsche Eier hart gekocht, englische Konfitüre, schwedischer Lachs und hier französischer Rotwein und die Gläser...
KRUSE: Ja, die ganze EU! Genug geschnackelt. Wir wollen Bruno doch nicht von seiner Arbeit abhalten. Los Junge, fünftes Kind machen.
BRUNO: Pass nur auf, dass du keins machst!
FRAU LIEBIG: Aus dem Alter sind wir doch raus. Oder?
KRUSE: Das walte Gott! Mir reichen meine zwei. (geht mit FRAU LIEBIG auf den Balkon)
BRUNO: Verflix Mist nochmal.. Ich brauch nen Stick. (ruft) Ich muss mal kurz weg! (ab)
FRAU LIEBIG: Ein Tischdeckchen hab ich auch mit. (Sie setzen sich und werden unsichtbar.)
KRUSEs Stimme: Aber nun wollen wir uns endlich duzen. Kannst Karlchen zu mir sagen. Und mir nen Schmatz geben.
FRAU LIEBIGs Stimme: Und ich bin Gitte.
KRUSEs Stimme: Etwa igitte? Lass mal schmatzen..
FRAU LIEBIGs Stimme: O!
(KATJA und Chris kommen, beide setzen sich auf die Couch)
CHRIS: Also, was ist los. Raus damit.
KATJA: Das kannst du dir doch denken.
CHRIS (nach einer Pause): Schwanger? (KATJA schweigt) Dacht ich mir. Achim? (KATJA nickt) So ein ..
KATJA: Es ist meine Schuld.
CHRIS: Quatsch. Wart mal. Wo ist Kruse? (geht zum Fenster, sieht auf den Balkon) Der kuschelt. Und mit der Liebig. Gott, wie süß. Die störn uns nicht. (wendet sich KATJA zu). Du musst es ihm sagen.
KATJA: Weiß er doch schon.
CHRIS: Wo ist dann das Problem?
KATJA: Ich.. ich bin gar nicht schwanger.
CHRIS: Wie bitte?
KATJA: Total unschwanger bin ich. Himmel, ja! Ich spiel das nur! Seit drei Jahren will ich, dass wir heiraten. Immer verschiebt er's..Jetzt reicht's,
dachte ich. Ein bisschen Druck schadet nicht, dachte ich. Also hab ich ihm gesagt, ich bin schwanger..
CHRIS : Hat wohl nicht funktioniert.
KATJA: Und sohar jetzt Ausflüchte! Erst will er ein Unternehmen aufbauen, ein Maklerbüro, da hat er keine Zeit für so was.. Aber das Kind will er haben und stell dir vor, er ist sogar stolz darauf Aber heiraten, nee..
CHRIS: Meiner heiratet nur, wenn ein Kind kommt. Aber ich heirate erst und will dann ein Kind.. .
Vielleicht sollten wir tauschen... Also was jetzt. Das kann doch nicht so bleiben.
KATJA: Nee. und da hatte er eine Idee.
CHRIS: Na, seine Ideen kenn ich..
KATJA: Die garantiert nicht. Da ist nämlich einer, sagte er, der wäre so gern Vater...(Pause) Bruno.
CHRIS: Da ist er auf dem Holzweg. Bruno würde das Baby niemals adoptieren, da kannst du Gift drauf nehmen, er will ein eigenes.
KATJA: Wer redet von Adoptiern? Er soll glauben, dass er der Vater ist!
CHRIS: Was? Wie soll denn das gehn?
KATJA: Er hat mir das erklärt. Ich soll Bruno zum Trinken verleiten, udn weil er kein Alkohol verträgt, fällt er isn NBett und nachher soll ich ihm sagen: Es ist passiert.
CHRIS: Ich werd ihn verprügeln! Ich verprügel beide!
KATJA: Aber ich mach das nicht, niemals. Eher spring ich aus dem Fenster.
CHRIS: Ich spring mit. Moment.. Was reden wir da.. Du bist doch gar nicht schwanger..
KATJA: Stimmt. Trotzdem bin ich schon im zweiten Monat. Jedenfalls glaubt er es. Und wenn ich ihm die Wahrheit sage, ist es aus mit uns. Er will ja das Kind..
CHRIS: Nee.. Wie lustig.. (lacht auf)
KATJA: Lach nicht. Was soll ich jetzt tun? Na, siehste... Hoffnungslos.
CHRIS: Ihr seid ja beide total irre. Entschuldige. Wir müssen ne Lösung finden. Und eine, die ihm in den Arsch tritt. Und meinen Allerliebsten möglichst auch. Und dann sollen sie uns auf Knien um die Heirat bitten!. (Es klingelt dreimal)
CHRIS: Das ist Klara. Die kommt gerade richtig. Die wird uns helfen, die hat Erfahrung mit den Männern.(geht aufmachen, es dauert einen Moment, dann kommt sie mit KLARA zurück.)
KLARA: Katja, das ist doch alles ein Witz.
KATJA: Lach ich etwa?
KLARA: Ich sag's ja, Das kommt davon, wenn einer ohne Vater aufwächst. (zornig zum Balkon) Ich könnt den verprügeln!
CHRIS: Ja, daran haben wir auch schon gedacht.
KLARA: Ein Glück, dass er nicht da ist. Wisst ihr, dass er mit der Liebig von drüben angebändelt hat?
KATJA: Guck mal auf den Balkon.
KLARA: Wieso?
CHRIS: Tu's einfach mal. (KLARA geht zum Fenster, schaut, fährt zurück)
KLARA: So ein ..
CHRIS: Der Stamm ist nicht weit vom Apfel.
KLARA: Jetzt reicht's. Das zahl ich ihm heim.
CHRIS: Also haben wir jetzt drei, die einen Denkzettel kriegen müssen. Fällt dir was ein, Klara?
KLARA: Gehen wir rauf zu mir. Ich mach uns einen schönen Kaffee und dann entwickeln wir einen richtig, richtig schönen Schlachtplan.
CHRIS: Auja. Wir schlachten sie.
(Alle drei ab. Auf dem Balkon rührt sich was. KRUSE richtet sich auf, dann auch FRAU LIEBIG)
KRUSE: Guten Morgen, schöne Frau.
FRAU LIEBIGs Stimme: O! Schon Morgen? Ich bin wohl ein wenig eingenickt.
KRUSE: Ja, ich hab ne richtige Schlummerwiese. (steht auf)
FRAU LIEBIG: Wir haben geschlafen? Zusammen?
KRUSE: Siehst du noch einen?
FRAU LIEBIG: O!
KRUSE: Keine Angst, ich hab auch gepennt.
FRAU LIEBIG: Schade..
KRUSE: Komm mir nicht so, du Verführerin.
FRAU LIEBIG: Wie meinen?
KRUSE: Damit du klar siehst. Ich lass mich nicht fangen!
FRAU LIEBIG: Fangen?
KRUSE: Hier! (reicht ihr den Korb) Ich geb dir nen Korb!
FRAU LIEBIG: O!
KRUSE: Gefüllt kannst du immer mit ihm wieder kommen..
VORHANG
2. Akt
(Der Balkon ist jetzt schon sehr grün. Das Grün quillt schon übers Fenster. KRUSE bei seiner Gartenarbeit auf dem Balkon. Die Balkontür ist zu. ACHIM und KATJA unterhalten sich halblaut. Sie hat einen kleinen Bauchansatz.)
ACHIM: Wie geht‘s?
KATJA: Na was meinst du. Wie geht‘s ne Schwangeren?
ACHIM: Musste das so aggressiv ausdrücken? ( Pause)
KATJA: Nervös? Wenn du mich heiraten würdest, dann bräuchtest du nicht so zu zappeln.
ACHIM: Red keinen Stuss. Dann fangen die Probleme doch erst an. Psst! (lauscht) War das unten? Die Tür? (Katja hat sich bequem hingesetzt) Wie du da sitzt. Auf was wartest du? Auf Bedienung? Mensch! Nicht so! Du bist doch in anderen Umständen! Echt, so geht das nicht, los, steh wieder auf. (sie gehorcht) Also noch mal. Ich ruf, du kommst raus und fällst auf den Stuhl. Tu das mal .. Hinsetzen! (sie gehorcht) Weil, du bist völlig am Boden. Warum lachst du? Du nimmst die Sache nicht ernst. Es geht um unsre Zukunft! Zerrauf dir mal das Haar. Man muss die Verzweiflung sehn.
KATJA (rauft sich das Haar): So?
ACHIM: Jetzt siehste beknackt aus. Lass das. (sie bringt ihr Haar in Ordnung) Mann, du hast die Ruhe weg, was?
KATJA: Ich find deinen Plan perfekt.
ACHIM: Aber es muss anders rum sein. Du bist das Nervenbündel, kapiert? (Es klingelt) Das ist er! Ins Zimmer.. Los, ab!
KATJA: Bruno hat doch Schlüssel.
ACHIM: Genau! Schick den blöden Klingler weg. Stört jetzt. (KATJA ab. Er wendet sich zu KRUSE, der durch die Balkontür guckt) Und du bleib bloß in deinem Schrebergarten! (KATJA kommt mit FRAU LIEBIG)
FRAU LIEBIG: Entschuldigung.. Er hat mir vom Balkon Zeichen gemacht, ich soll mal hochkommen. (KRUSE sieht sie, öffnet die Tür und kommt mit einer Schubkarre heraus, darin ein in Erde gepflanztes Apfelbäumchen)
KRUSE: Gitte, was sagst du dazu. Ich bin Vater von nem Appelbaum.
FRAU LIEBIG: O! (klatscht in die Hände) Ein Apfelbäumchen! Karl, weißt du, dass ich ein Baumnarr bin? Als Kind war ich jeden Tag im Wald. Es gibt nichts Schöneres als einen Baum. Er ist wie eine große Blume. Im Frühling blüht er, im Herbst hat er goldne Blätter … Ich will auch einen.
KRUSE: Was denn? Einen Baum?
FRAU LIEBIG: Na klar. Mein Balkon ist sogar größer als deiner.
KRUSE: Wirst du jetzt wieder anzüglich?
FRAU LIEBIG: Besorgst du mir einen?
KRUSE: Schon wieder! Was willst du wirklich?
FRAU LIEBIG: Einen Baum!
ACHIM: Frau Liebig, den kriegen Sie von mir. Mein Unternehmen besorgt alles. Katja, notieren Sie. Ein Baum. (Sie holt sich von BRUNOs Tisch Papier und Stift) Welche Sorte, bitteschön?
FRAU LIEBIG: Weiß nicht .. Eine Buche.. Nein? Eine Kastanie?
KRUSE: Heiliger Gott... Wie wär’s mit einem Purzelbaum?
ACHIM: Wir haben auch Birken auf Lager … ganz kleine … japanische.
FRAU LIEBIG: Ja, das wäre wunderbar! Weiß und grün. Das passt zu meinen Vorhängen.
ACHIM: Okay. Sonja, Birke, weißgrün. (sie notiert) Und ein Wägelchen wie dieses? (zeigt auf die Schubkarre) Wenn Sie Staub saugen, ist das Bäumchen vielleicht im Weg, dann muss man es beiseite schieben...
FRAU LIEBIG: Ja, richtig.. (betrachtet die Schubkarre genauer) Gibt es auch ein Modell mit vier Rädern?
ACHIM: Gewiss. Die Luxusausführung. Allerdings, der Preis..
FRAU LIEBIG: Was sein muss, muss sein. Es ist ja eine einmalige Anschaffung. Wann können Sie liefern?
ACHIM: Mal sehen.. Hm.. Zur Zeit haben wir viel zu tun. Wir geben Ihnen Bescheid, okay? (Geräusch an der Tür) KATja! (Sie verschwindet in ihr Zimmer) Wenn Sie uns bitte allein lassen wollen ... Mein Bruder! Dringende Geschäftsbesprechung.
KRUSE (zu FRAU LIEBIG): Aus seinen Geschäftn halten wir uns lieber raus. Komm auf meine Wiese, Luise. (bugsiert die Karre auf den Balkon, gefolgt von FRAU LIEBIG.)
FRAU LIEBIG: Ich heiße Brigitte.
KRUSE: Auch gut. (beide ab auf den Balkon. ACHIM drückt die Balkontür zu. BRUNO kommt.)
BRUNO: Nanu, du hier? Und wo ist dein Herzstück?
ACHIM: Hat sich in ihrem Zimmer eingeschlossen.
BRUNO: Krach? Na, das gibt sich.
ACHIM (nach einer kleinen Pause): Der Krach kommt noch. (BRUNO legt seine Tasche auf den Tisch, geht zum Computer)
BRUNO: Muss das Ding endlich fertig kriegen. Ich komm gar nicht mehr zu meiner Familie. Vier Kinder! Und der Vater ist immer aus dem Haus.
ACHIM: Apropos Kinder.. Du hast jetzt ein richtiges. Das heißt... Es ist noch im Bauch.
BRUNO: Was für'n Bauch?
ACHIM: Dem von KATja... (Pause) Schwanger … Capito?
BRUNO: Was capito?
ACHIM: Es hat gezündet. Erinnerst du dich? Dein Ausrutscher in der Nacht?
BRUNO (setzt sich): Ich war besoffen..
ACHIM: Na klar.. Ich versteh das ja.. Aber, weißte, ich bin ja ihr Arbeitgeber.. Mir hat' sie's gesagt.. Wegen Mutterschaftsurlaub und so..
BRUNO: Mutterschaftsurlaub? It es schon so weit? (stöhnt)
ACHIM: Scheinst dich nicht zu freun.
BRUNO: Woher denn. Wennd as Chris erfährt..
ACHIM: Pfeif auf Chris! Jetzt geht es um Katja! Eine Frau in ihrem Zustand! Was für ein Leid hast du über sie gebracht!... Weißt du noch, wie das war, damals? Mutter heulte, als unser Alter sie sitzen ließ. Und da hast du gesagt: Nie, nie soll eine Frau deinetwegen heulen müssen. Das hast du gesagt! Das war ein Schwur!
BRUNO: Ich weiß.
ACHIM: Also heiratest du sie.
BRUNO: Sie ist doch deine Freundin!
ACHIM: Ich drück da mal ein Auge zu, weil du mein Bruder bist.. Und dann bleibt sie ja auch meine Freundin. Wir sind doch moderne Menschen..
BRUNO: Aber muss man denn gleich heiraten?
ACHIM: Frag sie selber. (ruft) Katja!
BRUNO: Halt! Warte! (KATJA öffnet die Tür)
ACHIM: Verdammt! (zu KATJA) Moment noch! (Sie schließt hinter sich die Tür. BRUNO geht unruhig auf und ab) Bretter nicht so rum, du machst einen ganz nervös.
BRUNO: Chris.. Ich muss doch auch an Chris denken.
ACHIM: Was hat denn die damit zu tun?
BRUNO: Wir wollen nämlich heiraten.
ACHIM: Seit wann?
BRUNO: Schon seit immer.
ACHIM: Also nie. (Pause) Okay! Was Mutter wohl sagen wird?
BRUNO: Ist ja gut ... Aber Katja.. will sie mich denn haben?
ACHIM: Na klar... Sie hatte schon immer was für dich übrig.
BRUNO: Glaub ich nicht!
ACHIM: Frag sie doch selbst. (ruft) KATja! (Sie kommt weinend aus dem Zimmer)
BRUNO: Sie heult.
ACHIM: Hör auf. Er heiratet dich ja.
KATJA: Echt?
BRUNO: Aber nur, wenn du willst! Es geht auch anders, mit Alimente und so.. (Sie weint auf) Was denn jetzt? Alimente oder Heirat?
ACHIM: Heirat natürlich! Das sind Freudentränen, das siehste doch! (zu KATJA, heftig) Hör auf damit!
BRUNO: Ich seh da keine Freude.
ACHIM: Du verstehst die Frauen nicht. Bei ner großen Freude heulen sie.. (KATJA weint laut auf) Na bitte. Sehr große Freude. (zu KATJA) Wirst du endlich damit aufhörn!
BRUNO (zu KATJA): Freust du dich? (KATJA weint auf) Nee, das ist keine Freude. Ich seh das nicht.
ACHIM: Also weißte.. Katja! Zeig’s ihm! Freudentränen! (KATJA weint auf) Freudentränen, ganz klar. Was sag ich: Jubeltränen.
BRUNO: Jetzt mal ganz ruhig, Katja, warum heulste? Aus Freude?
ACHIM: Ich hab’s dir doch gesagt!
BRUNO: Sie soll’s sagen! … Katja! Was für ne Sorte Tränen sind das?
KATJA (wischt sich die Augen): Weiß nicht... Lachtränen?
ACHIM: Genau. Lachtränen aus Freude.
BRUNO: Na schön, dann soll es eben sein... Heiraten wir.
ACHIM: Und ich bin Zeuge, Trauzeuge natürlich. (gibt KATJA sein Brusttaschentuch, sie tupft sich die Augen, die Brüder schauen erschöpft zu)
VORHANG.
(BRUNO bei der Arbeit am Computer)
KRUSE (kommt mit Schubkarre vom Balkon): Alle weg? Endlich mal Ruhe. Weißt du, so ne Schwangerschaft ist komisch. Die Schwangere hat die Ruhe weg und die anderen drehen durch.
BRUNO: Ja, und dabei sollte man sich um mich kümmern, nicht um die Katja. Die ist richtig aufgeblüht. Verflixt! (Schraubenzieher fällt runter) Verdammt... (hebt den Schraubenzieher auf) Dabei bist du an allem schuld! Ja, du!
KRUSE: Na klar. Steht ja in der Zeitung. Wir Alten sind schuld, an allem.
BRUNO: Deine verdammte Vergangenheit versaut mir mein Leben...Hätte Muttern deinetwegen nicht heulen müssen, hätte ich nicht geschworen, bei mir heult keine! Jetzt muss ich eben mein Wort halten.
KRUSE: Respekt, bin mächtig stolz auf dich.
BRUNO (nach einer Pause): Ich hab nicht mal was davon gehabt.
KRUSE: Selber schuld. Sternhagelvoll warste.
BRUNO: Ist doch ein Grund für Strafmilderung.
KRUSE: Nicht bei Mutter Natur. (fährt auf) Mütter! Mütter! Überall Mütter. Ja, und im Gegensatz zur öffentlichen Meinung meine ich, Mütter haben was Grausames, sie machen Männer nämlich zu Vätern. Übrigens: Von der Chris hättest du dich so behandeln lassen müssen.
BRUNO: Für die bin ich doch Luft.
KRUSE: Ja, denk mal an. Von heut auf morgen. Aus meiner langjährigen Erfahrung. Da stinkt was zum Himmel. (BRUNO fällt etwas aus der Hand) Was ist es denn jetzt schon wieder?
BRUNO: Ne Mutter. (sucht sie, findet sie)
KRUSE: Ne Mutter! Hab ich's nicht gesagt? (Pause) Mal was anderes. Heut hat mich Vogelgezwitscher geweckt. Mann, war das schön. Hätt stundenlang hinhörn können.. Bis ich kapier, es ist die Nase. Sie pfeift beim Atmen.
BRUNO: Was meinst du damit?.. Niemals! Hier kommt kein Vogel in die Bude! Nicht einer!
KRUSE: Der wär ja auch blöd. In diesen Käfig! (Es klingelt) Ich geh schon. (geht zur Tür, kommt mit CHRIS wieder. Sie setzt sich stumm aufs Sofa. KRUSE guckt zwischen beiden hin und her, dann) Na, dann unterhalt ich mich mit meinen Tomaten. (ab mit der Schubkarre auf den Balkon. Schweigen. CHRIS blättert in Zeitschriften)
BRUNO: Sag was... bitte.
CHRIS: Danke.
BRUNO: Guter Anfang. (Schweigen) Wenn du nichts sagst, warum bist du dann hier?
CHRIS: Wegen Katja.
BRUNO: Die ist nicht da.
CHRIS: Ich kann warten. (Schweigen)
BRUNO: Gut. Dann red ich. Ich weiß, was du denkst. Die ganze Zeit denk ich das. Wir waren ja so was wie verlobt.
CHRIS: Wie altmodisch.
BRUNO: Also wenn du’s genau nimmst: Heiraten ist noch viel altmodischer. Man tut’s heute nur wegen der Steuer. Oder wegen nem Kind.
CHRIS: Richtig! Die arme Katja! (BRUNO fällt der Schraubenzieher aus der Hand, hebt ihn ächzend auf) Kann ich dir helfen?
BRUNO: Ja, verdammt! Mach nicht dauernd ihren Anwalt! Ich weiß selber, was ich zu tun hab!
CHRIS: Wenn ich heirate, dann nur aus Liebe.
BRUNO: Ach was Liebe! Das ist doch bei euch reiner Egoismus! Gleich nach der Heirat sagt ihr dann, nee, ich brauch meinen Beruf, warten wir noch ein bisschen mit dem Kind, ja, und dann wird gewartet, bis es zu spät ist. Und ich wär so gern Vater! Fünfe möchte ich haben! Na, aber das sag ich dir, beim nächsten Mal... Übrigens: Mein Vater ist schuld.
CHRIS: Ja, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.
BRUNO: Er hat meine Mutter mit uns sitzen lassen. Ich tu so was nicht! Niemals! … Hör mal, was meinst du? Kannst du die Katja nicht so hinkriegen, dass sie auf mich sozusagen verzichtet? Das würd ich ihr hoch anrechnen. Warum sollte ne Frau nicht auch mal ritterlich sein?
CHRIS: Bei dir piept’s wohl.
BRUNO: Ja, aber nur deinetwegen. (Schweigen)
CHRIS (steht auf): Ich kann nicht länger warten. Grüß Katja von mir. (ab. KRUSE kommt vom Balkon)
KRUSE: Und? Was hat sie gesagt?
BRUNO: Nichts.
KRUSE: O Mann! Wenn Frauen nichts sagen, dann sagen sie ne Menge. (Der Schraubenzieher fällt runter) Nu halt doch endlich mal das Ding fest!
BRUNO (hebt ihn auf): Am besten, ich leg mich dazu.
(Es klingelt, KRUSE(geht aufmachen, kommt zurück mit FRAU LIEBIG)
FRAU LIEBIG (Zu BRUNO): Guten Tag, Herr Bruno. (zu KRUSE) Nu zeig's mir schon!
KRUSE: Immer mit der Ruhe. Ich hab’s im Garten. (geht auf den Balkon, kommt zurück mit einer kleinen Birke in einem Topf) Bitte sehr. Frisch geschlüpft.
FRAU LIEBIG: Entzückend! Darf man es anfassen?
KRUSE: Du musst es sogar. Von wegen der Prägung. Dann läuft es hinter dir her und ruft „Mama!“.
FRAU LIEBIG (streichelt das Bäumchen): Ich bekomm ne Gänsehaut. (sieht sich um) Kein Wägelchen?
KRUSE: Kommt noch. Du wolltest ja die Luxusausführung.
FRAU LIEBIG: Du musst zugeben, ein Rad ist ein bisschen wenig.. Ja.. Was jetzt? Karl, mein Lieber.. Kann ich mein Baby bei dir in Pflege geben? Einstweilen? Du setzt es einfach zu deinem, was meinst du? Sie vertragen sich doch?
KRUSE: Quatsch. (pflanzt die Birke ein) Es gibt nichts Friedlicheres als Bäume.
BRUNO: Hab gehört, Bäume schlagen aus..
KRUSE: Klappe! Kümmer du dich um deinem Puder.
FRAU LIEBIG: Deiner ist aber strammer als meiner. Dass er, bitteschön, meinem nicht das Licht wegnimmt. Und, o Gott, kipp den Wagen ja nicht um! Tja. Ich muss leider schon wieder weg, hab noch was einzukaufen. (beugt sich über die Birke) Sei schön brav und tu alles, was der liebe Onkel sagt. (Im Abgehen stößt sie auf KLARA und KATJA, der man die Schwangerschaft schon deutlich ansieht.) Überraschung... Wollen Sie sehen? Bitte kommen Sie, kommen Sie! (führt sie zur Schubkarre) Ich bin Mutter geworden!
KATJA: Nee! Ein Baumbaby..
KLARA (sieht sich das Bäumchen an): Wie viel wiegt es?
KATJA: Junge oder Mädchen?
FRAU LIEBIG: Karlchen! Mädchen oder Junge?
KRUSE: Habt ihr noch alle?
KLARA: Du weißt es nicht, was? Na, typisch.
KATJA: Du warst doch auch mal Vater!
KRUSE: Und bin‘s immer noch, leider! Gut, passt auf, ihr Knallköppe. (schiebt sie beiseite) Man braucht nur unter ein Blatt zu sehn, dann ... (sieht nach, richtet sich auf) Nichts. Wartet gefälligst bis zur Pubertät!
FRAU LIEBIG: Wie ärgerlich. Jetzt weiß ich gar nicht, welche Farbe das Wägelchen haben soll. Blau oder Rosa.
KLARA: Nehmen Sie beides. Dann wird’s lila.
FRAU LIEBIG: Lila? Ich bitte Sie .. Jetzt muss ich mich aber wirklich sputen. Adiö! (Ab)
BRUNO: Wo wart ihr denn die ganze Zeit?
KATJA: Erst im Park und dann beim Standesamt. Der Termin steht jetzt fest. Ja, Bruno! In drei Wochen ist es soweit. (BRUNO steht auf, geht ab) Was hat er?
KRUSE: Was weiß ich. Wahrscheinlich erhängt er sich. Überrumpelt habt ihr ihn jedenfalls. Das haut den stärksten Mann vom Schlitten..
KATJA: Ich leg mich was hin, ich bin müd.
KLARA: Ja, tu das, Herzchen, und ein Kissen unter die Füße. Du bist ein bisschen blass. Bis später. (ab. KATJA geht in ihr Zimmer)
(BRUNO kommt, mit einem finsteren Gesicht. Er will sich setzen, fährt hoch: auf seinem Stuhl liegt die Gartenschippe)
BRUNO: Die Schippe!
KRUSE: Na endlich. Hab sie schon gesucht.
BRUNO: Und das? Was ist das? (zeigt auf den Computer) Erde! Erde auf meinem PC!
KRUSE (holt sich die Schippe): Ein Puter ohne Erde geht gar nicht...
BRUNO: Jetzt ist aber genug! Wo bin ich eigentlich? In meiner Wohnung? Oder bei Bauer Schulze?... Wo sind eigentlich die Wälder, die Äcker? Ist das Land Brandenburg noch nicht komplett? Ja, wo ist denn der See? Immer her damit! Damit ich euch alle drin ersaufen kann!
KRUSE: So? Ersaufen willst du mich?
BRUNO: Dich sogar zweimal!
KRUSE: Versuch’s!
BRUNO: Werd jetzt nicht affig!
KRUSE: Affig! Du hast ja keine Ahnung von Affen! Die sind klüger wie wir! Leben auf Bäumen! Wo keine Abgase sind, Mordanschlag, eiskalte Bräute, falsche Schwiegertöchter und so weiter!
BRUNO: Schrei hier nicht rum!
KRUSE: Ich schrei nicht! Du schreist!
BRUNO: Jetzt sag ich dir was. Ruhe! Jetzt red ich! Ab sofort bestimme ich, wie’s hier lang geht. Und du tust, was ich dir sage! Ist das klar?
KRUSE: Genau! Jetzt tu ich, was ich schon die ganze Zeit hätte tun solln!
BRUNO: Und was bitte schön?
KRUSE (wütend): Biste blind? Ich bring uns in Sicherheit! (schiebt die Karre auf den Balkon, schließt sich ein)
VORHANG
3. Akt
(KATJA, am Tisch sitzend, prüft Babysachen. BRUNO zieht sich seine Lederjacke an. KRUSE arbeitet auf dem Balkon.)
KATJA: Gehst du weg? Wohin?
BRUNO: Fragst schon wie ne Ehefrau. (Pause) Eins kapier ich nicht.
KATJA: Ja?
BRUNO: Du heiratest doch nur wegen dem Kind. Ob ich dich will, ist dir doch egal. Das Kind willst du. Und das ordentlich, mit Vater und so.
KATJA: Ja.
BRUNO: Ehrlich gesagt.... Ich heirat dich auch nur wegen dem Kind.
KATJA: Na siehst du!
BRUNO: Hätt nie gedacht, dass jemand mal so viel Macht über mich haben könnte. Über mich und mein Leben. Und denn noch so was Kleines.
KATJA: Ja. Das Kleinste ist manchmal das Stärkste.
BRUNO: Ich war vielleicht ein bisschen naiv. Hab mir nicht viel Gedanken gemacht um mein Leben. Zukünftig pass ich aber auf. Ich denk jetzt nach, bevor ich was tue. Erst recht jetzt, wo ich auch für euch zu sorgen hab.
KATJA: So denkst du? (sieht ihn aufmerksam an)
BRUNO: Ja. Und ab heut bin ich ein anderer.
KATJA: Wirklich?
BRUNO: Ich verrat dir was. Ich geh los und will sehen, ob wir nicht ein Häuschen im Grünen mieten können. Hast du was dagegen, wenn mein Alter mitkommt? Du siehst ja … Er braucht Feld und Wiese.
KATJA: Wart noch ein paar Tage.
BRUNO: Warum?
KATJA: Ich muss darüber nachdenken.
BRUNO: Aber umsehn kann ich mich ja schon mal. Bis dann! (ab)
(KRUSE kommt mit der Schubkarre vom Balkon, stellt sich neben SONJA)
KRUSE: Der geht wieder schoppen, was? Ich kapier das nicht. Heut sind die Gören noch nicht mal da und schon haben sie nen Schrank voller Klamotten.
KATJA: Gönnst du das deinem Enkel nicht?
KRUSE: Darf ich mal fühln?
KATJA: Nee, nur der Vater.
KRUSE: Und hat er schon?
KATJA:Geht dich nichts an.
KRUSE: Konntest du nicht noch'n bisschen warten? Schwangerschaft ist doch von gestern. Zukünftig macht man die Kinder beim Apotheker in der Flasche. Und nach neun Monaten kann man sie abholen. Bleibt nur die Frage: Wer holt sie ab? Er oder sie? Oder beide?
KATJA: Und wenn keiner?
KRUSE: Ja, dann hat der Apotheker ein Problem.
KATJA: Sag mal, liebst du eigentlich deine Söhne?
KRUSE: Liebe! Liebe! Dein Lieblingswort, was? Damit du’s weißt: Leben soll es heißen! Leben! Ich lieb das Leben, schon deswegen werd ich hundert. Und ich hätt auch gern nen richtigen Enkel. So einen echten ganz nach der Natur.
KATJA: Was meinst du damit?
KRUSE: Dein Baby ist verrutscht.
KATJA : Wie bitte?
KRUSE: Kannst du nicht aufpassen? Dein Kind sitzt dir schon auf den Knien.
KATJA (schiebt hastig das Kissen unter dem Kleid nach oben.): Du .. du weißt es?
KRUSE: Ihr haltet mich alle für blöd, was? Aber ich hab Augen im Kopf und ein Gehirn dahinter. Na, ich bin wirklich gespannt, wie du das zur Welt bringst. Nu heul nicht gleich.
KATJA: Das hab ich auch nicht vor. (Pause) Es ist nur ein Spaß.
KRUSE: Geht ein bisschen lang, der Spaß. Und wohin führt's?
KATJA: Wirst du bald sehn.. (Pause) Verrätst du mich?
KRUSE: Im Gegenteil Und weißt du warum? Ich hab mal bei ner Treibjagd gesehn, wie ein Hase vor lauter Panik alle Jäger über‘n Haufen rannte.
KATJA: Bruno ist kein Hase. (ACHIM kommt aus der Küche)
ACHIM: Jetzt kutschiert der seine Dreckkarre schon wieder bei dir herum. Du kriegst noch ne Infektion von dem!
KRUSE (packt die Karre): Ich sollte dich auf die Karre schmeißen. (schiebt die Karre auf den Balkon, dreht sich zu ACHIM) Du bist nämlich’n Haufen Mist. (zieht rasch die Tür zu, beschäftigt sich auf dem Balkon)
ACHIM (lacht): Aber Angst hat er.
KATJA: Und wenn er Recht hat?
ACHIM: Krempel mir mal die Ärmel hoch. Ich muss die Wagenräder ölen. Eine schöne Plackerei. Na, kriegt die Liebig alles auf die Rechnung.
KATJA (krempelt ihm die Hemdärmel hoch): Ihr beide, Vater und Sohn, das kann man gar nicht glauben.
ACHIM: Wie hast du das gemeint mit dem „Wenn er Recht hat“.
KATJA: Ich weiß nicht. (Schweigen) Manchmal denk ich, Bruno wär der richtige Vater.
ACHIM: Du spinnst wohl.
KATJA: Und wenn doch.
ACHIM: Was? Du wirst doch nicht echt. Das darf doch nichtw ahr sein!
KATJA: Entschuldige.. Ich bin ein bisschen durcheinander
ACHIM: Mach das nicht noch mal mit mir. Mit so was spaßt man nicht. Geht's dir nicht gut? Siehst ein bisschen blass aus.. Hör zu! Das wird dich aufmuntern! Ich hab ne tolle Idee! Sieh mal, die Liebig! Wie wild die nach nem Baum ist! Da machte es bei mir: klick! Bäume! Die Leute brauchen Bäume! Zimmerbäume jeder Art. Passend für jedes Zimmer und jedes Design. Und wir werden sie verkaufen. Alles andere auch, was eben dazu gehört: Erde, Karren, Töpfe auf Rollen, Gießkannen, Kunstdünger
KATJA: Und wenn der Baum wächst? Die Leute sind doch nicht blöd.
ACHIM: Kein Problem. Schon alles durchdacht. Ich pachte ne große Wiese im Umland, da kann jeder ein paar Quadratmeter mieten und seinen Baum reinpflanzen. Den kann er dann jederzeit besuchen. Und dazu ein Restaurant, du wirst die Geschäftsführerin, und die Leute können drin gemütlich sitzen und futtern und rausgucken, wo ihre Bäume stehn. Das Marketing hab ich schon im Kopf. Television, Rundfunk, Zeitung, Internet... Du bist ja ganz käsig im Gesicht.
KATJA: Warum wohl. Ich bin schwanger.
ACHIM: Richtig. Leg dich mal lieber hin. (Es klingelt) Wahrscheinlich die Liebig. (ab zur Tür, kommt wieder mit KLARA) Guck sie dir mal an, der ist nicht gut. (ab in die Küche)
KLARA: Stimmt das?
KATJA: Ach was.
KLARA: Sollen wir’s lieber verschieben?
KATJA: Von wegen. Grad jetzt bin ich in bester Stimmung.
KLARA. Dann los. Geh, leg dich hin, und wenn Chris ruft, kommst du raus.
KATJA: Wünsch uns Glück, Klara.
KLARA: Keine Bange. Chris schafft es, verlass dich drauf. (KATJA ab in ihr Zimmer. KLARA ab. Es klingelt. ACHIM kommt, geht zur Tür, kommt mit FRAU LIEBIG zurück, diese hat eine gefüllte Tragetasche in der Hand)
ACHIM: Sie wollen den Wagen selber streichen? Echt?
FRAU LIEBIG: Aber ja. Wissen Sie, ich bin derselben Meinung wie Ihr Vater. Die mütterlichen Pflichten beginnen schon vor der Geburt.
ACHIM: Sehr lobenswert.
FRAU LIEBIG: Sie sind aber auch ein Muster von Vater!
ACHIM: Ich?
FRAU LIEBIG: Ja, das muss man Ihnen lassen! Ohne Sie gäb es das Baby gar nicht.
ACHIM: Was für ein Baby?
FRAU LIEBIG: Haben Sie nicht neues Leben gepflanzt?
ACHIM: Ich?
FRAU LIEBIG: Natürlich.
ACHIM: Sagen Sie mal.. Sie meinen, dass ich …
FRAU LIEBIG: Genau! Sie sind doch der Vater!
ACHIM: Woher wissen Sie das? Wer hat Ihnen das verraten?
FRAU LIEBIG: Aber das wissen doch alle.. Sie können mir das Baby jetzt ruhig anvertrauen. Ich habe nämlich die mütterlichen Gefühle.
ACHIM: Sie wollen das Baby haben?
FRAU LIEBIG: Aber ja, die ganze Zeit!
ACHIM: Eine Adoption? Haben Sie denn schon die Mutter gefragt?
FRAU LIEBIG: Bitte? Welche Mutter? Gibt es denn noch einen Interessenten? Aber ich war der erste!
ACHIM: Nicht laut werden, bitte, nicht laut werden. Ganz ruhig. Wie war das noch mal?
FRAU LIEBIG: Ich muss aber laut werden! Unerhört! Sie haben es mir selbst angeboten! Genau hier, in diesem Zimmer. Wenn Ihnen der Preis zu niedrig ist, ich zahl auch etwas mehr.
ACHIM: Das Bäumchen! Sie meinen das Bäumchen?
FRAU LIEBIG: Na was denn sonst. Die ganze Zeit reden wir davon.
ACHIM: Das Kleine heißt Birke, verstehen Sie? Und Birke ist ein Baum. Ein Baby ist doch was ganz anderes.
FRAU LIEBIG: Naja, ich empfinde halt so. Wie geht es dem Kleinen eigentlich? (klopft an die Balkontür) Karl! Was macht mein Kleiner? Kann ich ihn mal sehen?
KRUSE (öffnet die Tür, den Wagen mit den Bäumchen herein schiebend): Frisch gewaschen glänzt der Kinderpopo.
FRAU LIEBIG: O, ist der süß! (beugt sich über das Bäumchen) Ja, heut ist dein großer Tag, mein Kleines. Muttchen holt dich aus dem Krankenhaus. Entschuldige, Karl, ich meine natürlich Säuglingsstation.
ACHIM (nachäffend, leise): Ich meine natürlich Säuglingsstation. (laut) Frau Liebig, der Wagen! Er steht fertig in der Küche!
FRAU LIEBIG: Aber ja, aber ja, ich komm ja schon. (beide ab in die Küche)
(Es klingelt. KRUSE geht aufmachen, kommt mit CHRIS zurück. CHRIS in einem Trenchcoat.)
KRUSE: Ich könnt dich vermöbeln.
CHRIS: Mich?
KRUSE: Du hast dir meinen Enkel klauen lassen. Du solltest ihn haben!
CHRIS: Das geht wohl eher an deinen Sohn!
KRUSE (betrachtet den Mantel): Schick bist du angezogen. Hast du was drunter? Ich hab mal nen Film mit der Romy Schneider gesehn und die hatte nichts...
CHRIS: Ich hab keine Zeit für so was. Ich muss mit Achim was Wichtiges besprechen. Geh auf den Balkon und verrammel die Tür.
KRUSE: Kriegt er Dresche? Ich will mitmachen.
CHRIS: Das geht nur mich und Achim an. (schiebt KRUSE auf den Balkon, drückt die Tür zu. ACHIM und FRAU LIEBIG kommen, beide in Arbeitskitteln, CHRIS geht etwas abseits, um nicht gleich gesehen zu werden
ACHIM: Mit optimaler Federung, jawohl. Keine Frage, Sie können den Wagen auch als Wiege einsetzen. (an der Balkontür, zu KRUSE) He! Wo bleibt die Lieferung?
FRAU LIEBIG: Nicht so grob, bitte. Karl, das Bäumchen! Ich will es jetztin sein neues Bettchen tragen.
(KRUSE macht die Balkontür auf, reicht das Bäumchen mit Wurzelballen FRAU LIEBIG, die eilt damit in die Küche. ACHIM will seinen Fuß in den Türspalt klemmen, KRUSE kommt ihm aber zuvor und schließt die Tür)
CHRIS (tritt vor): Pech gehabt.
ACHIM (dreht sich um): Hoppla! Wo kommst du denn her? Und wie du aussiehst! Ein Trenchcoat wie beim Colombo! Wonach fahndet Frau Kommissarin?
CHRIS: Ja, denk mal an, ich bin dienstlich hier. Im Namen des Gesetzes.
ACHIM: Sehr komisch.
CHRIS: Wart’s ab. Was hältst du davon?. Wir machen uns jetzt gegenseitig Geständnisse. Ich fang an, und dann du. Okay?
ACHIM: Hast was ausgefressen?
CHRIS (tritt dicht an ihn heran): Sieh mir in die Augen, Kleiner!
ACHIM (weicht zurück): Was soll das?
CHRIS: Idiot! Man guckt sich in die Augen und dann sieht man's. Ob man sich liebt.
ACHIM: Tut man nicht. Nicht dich.
CHRIS: Egal. Ich will dich heiraten.
ACHIM: Klar. Wir passen ja so gut zusammen. Und jetzt hau ab, Wahnsinnige.
CHRIS: War das eine Beleidigung?
ACHIM: Yes, Sir.
CHRIS: Gut. (zieht eine Polizeimütze aus dem Mantel, setzt sie auf, wirft den Mantel ab, darunter trägt sie eine Polizeiuniform) Na, wie seh ich aus? Krass, was? (dreht sich kokett, zieht plötzlich die Pistole, aus Nervosität fällt sie ihr fast aus den Händen, ACHIM will zugreifen, aber sie packt die Waffe, geht sofort breitbeinig in die Hocke und richtet sie mit vorgestreckten Händen auf ihn) Hände hoch!
ACHIM (reißt die Arme hoch): Himmel noch mal .. Was soll das! (KRUSE, der vom Balkon aus durchs Fenster zusieht, schlägt sich begeistert die Faust in die Hand.)
CHRIS: Zurück! Na los! (Er weicht zurück, sie stellt sich aufrecht, immer die Waffe auf ihn gerichtet)!
ACHIM: Bist du verrückt?
CHRIS: Nein, wie gesagt, im Dienst. Ich hab mich umschulen lassen, da staunst du, was? Und weißt du, warum? Ich will Schurken wie dich zur Strecke bringen. Aber du hast mir noch gar nicht gesagt, wie mir die Dienstkleidung steht?
ACHIM: Super. Und jetzt steck das Ding weg. Damit spielt man nicht.
CHRIS: Nein. Damit arbeite ich. Also, wenn ich dich recht verstanden habe, willst du mich nicht heiraten.
ACHIM: Präzise. Ich bin doch nicht blöd.
CHRIS: Dann erschieß ich mich. (hält sich die Pistole an den Kopf)
ACHIM: Teufel auch.. Lass das!
CHRIS: Moment. Stimmt, ja. Erst erschieß ich natürlich dich . Entschuldige, ich hab noch zu wenig Praxis..Wohin willst du die Kugel haben? Herz oder Kopf? In beiden ist bei dir nicht viel los.. (richtet die Pistole auf ihn)
ACHIM: Hilfe! (KRUSE will die Tür öffnen..)
CHRIS (richtet die Pistole auf KRUSE): Zurück! (Er schließt die Tür wieder.) Ich könnt wegen verschmähter Liebe Amok laufen ... Noch einmal.. Heiratest du mich?
ACHIM: Erschieß mich!... Nein!
CHRIS: Mann! Bist du noch richtig im Kopf? (steckt die Waffe weg.) Ich kann kein Blut sehen, dein Glück. (ACHIM atmet auf, wischt sich mit der Hand Augen und Stirn. CHRIS zieht Handschellen aus der Jacke, legt sie blitzschnell um ACHIMs und ihr Handgelenk)
ACHIM: Was ist denn jetzt schon wieder los.
CHRIS: Du bist verhaftet.
ACHIM: Wegen was, bitte!
CHRIS: Du hast geklaute Ware im Internet verscherbelt. Womöglich Diebstahl, aber ganz sicher Hehlerei. Aber das ist noch nicht die Hauptsache. Das richtig Kriminellste kommt noch. Kindsunterschiebung.
ACHIM: Was für ein Ding?
CHRIS: Du hast dein Kind Bruno unterschoben.. Darauf stehn sechs Jahre, Minimum.
ACHIM: War doch nur Spaß!
CHRIS: Jetzt lach ich aber. Hör zu. Ein letztes Angebot.. Entweder du heiratest …
ACHIM: Nein!
CHRIS: ... Katja oder ich bring dich aufs Revier.
ACHIM: Katja? Ich soll Katja heiraten? Warum sagst du das nicht gleich! Klar heirate ich sie. Aber immer heirate ich sie. Wo ist sie?
CHRIS (ruft): KATja!
KATJA (eilt aus dem Zimmer): Ich hab’s gehört. (zu ACHIM) Küss mich, Dummkopf!
CHRIS: Warte! Ich muss erst das Ding hier abmachen. (versucht die Handschellen zu lösen)
KRUSE (kommt vom Balkon, haut ACHIM eine runter): So. Das musste mal gesagt sein! Sei froh, dass ich so wenige Worte mache.
CHRIS: Nu lass mal, er hat seinen Senf weg. (nimmt ACHIM die Handschellen ab) So, Katja, da haste deinen Mann. Am besten legst du ihm jetzt die Dinger an. (KATJA umarmt ACHIM)
KATJA: Jetzt wird alles gut.
ACHIM (aufschluchzend): Ja!
KRUSE (zu CHRIS): Warum hast du ihn nicht abgeknallt?
CHRIS: Sofort! (zieht die Waffe und schießt ACHIM ins Gesicht, KRUSE sinkt in die Arme von CHRIS, die setzt ihn aufs Sofa)
ACHIM: Sie hätte mich doch glatt erschossen! (wischt sich das Gesicht) Wasser!
SONJA: Also wirklich, Chris. Das war nicht nötig.
CHRIS: Das bisschen Wasser. Stellt euch nicht so an.
ACHIM: Du bist gar keine Polizistin! Das war Amtsmissbrauch! Ich zeig dich an!
CHRIS: Ach halt den Rand!
KRUSE (kommt zu sich): Bin ich tot?
CHRIS: Wärst du dann hier?
KRUSE: Na, den Himmel stell ich mir anders vor. Was ist passiert?
CHRIS (zeigt ihre Pistole): Ne Wasserpistole.
KRUSE: Mann, muss die Polizei pleite sein.
(Die Küchentür geht auf, FRAU LIEBIGs Kopf erscheint)
FRAU LIEBIG: Entschuldigung ... Es gibt einen kleinen Umtrunk aus Anlass einer Geburt. Eine Frage ... Darf auch mein Bäumchen ...
CHRIS: Nein!
FRAU LIEBIG: Verstehe, Frau Wachtmeister. Erst ab achtzehn.. (zieht den Kopf zurück, KRUSE hält die Tür fest.)
KRUSE: Ich geh lieber mit. Sie pichelt mir sonst noch alles weg. (ab)
ACHIM: Katja, ich will hier weg. Von mir aus gleich zum Standesamt. Ich halt’s hier keine Sekunde länger aus.
KATJA: Nein, erst müssen wir es noch Bruno sagen.
CHRIS: Achim muss es ihm sagen.
(KLARA und BRUNO kommen)
BRUNO: Hoppla, Chris! Seit wann bist du bei der Polizei? (zu KLARA) Hast du mich deswegen im Treppenhaus aufgehalten?
CHRIS: Sag’s ihm, Achim. Sofort!
ACHIM: Ja, ja .. Hör mal, Bruno, ich …. Ich krieg’s nicht hin.
KLARA: Lass mal. Ich mach’s, ganz vorsichtig mach ich’s. Bruno, mein Junge. Ach was, der Bengel wird sonst nie erwachsen. Hör zu. Achim ist der Vater.
ACHIM: Ja, Bruno, entschuldige!
BRUNO: Gratuliere! Und wer ist die Mutter?
CHRIS: Mann! Achim ist der Vater von deinem Kind.
BRUNO: Welches Kind?
KLARA: Er kapiert’s nicht.
KATJA: Am besten, ich zeig’s ihm. (zerrt das Kissen hervor) Hier! (wirft es ihm zu) Dein Baby!
BRUNO (fängt es auf) Ein Kissen!
ACHIM: Das ist ja gar kein Kind! (setzt sich) Nee, schon wieder ein Betrug!
BRUNO: Das ist brutal ..
CHRIS: Und sonst fällt dir nichts ein?
BRUNO: Ich brauch nen Stuhl.. (CHRIS schiebt ihm einen hin, er setzt sich)
KLARA: Wenn's ernst wird, schrein die Männer nach ner Sitzgelegenheit..
CHRIS: Nu lass ma, Klara.. Für ihn ist das wie Weltuntergang.. (zu BRUNO) Ist doch so?
BRUNO: Ich überleg noch..
KATJA: Komm, Achim, wir gehen.
ACHIM: Wohin? Ist doch Weltuntergang.
KATJA: Wie du gesagt hast. Zum Standesamt.
ACHIM: Was denkst du, was so eine Hochzeit kostet? (steht auf) Ich hab noch ne Kundin. Die muss die Hochzeit finanziern. Komm! (beide ab Richtung Küche, von dort kommt KRUSE)
KRUSE: Klara, letzter Aufruf. Willst du mich haben? Die Liebig hat mir nen Heiratsantrag gemacht!
KLARA: Da war sie wohl nicht mehr nüchtern.
KRUSE: Beeil dich! Uns läuft die Zeit davon..
KLARA: Ach was.. Wir laufen ja mit... Lass mich erst nachdenken.
KRUSE: Dazu brauchste Stille (nimmt sie bei der Hand) Ich wüsst nen guten Platz dafür.. (zieht sie zu KATJAs Zimmer)
KLARA: Sonjas Schlafzimmer?
KRUSE: Stiller gehts nicht. (beide ab ins Zimmer)
(BRUNO und CHRIS, Stille)
CHRIS: Gott, bin ich geschlaucht. Ich brauch nen Muntermacher. (schiebt sich den Pistolenlauf in den Mund).
BRUNO (springt auf): Chris! Nein!
CHRIS (spritzt sich Wasser in den Mund): Reines Leitungswasser. Willst du auch mal?
BRUNO: Eine Wasserpistole … Du bist gar keine Polizistin! Was ist hier eigentlich los?
CHRIS (lehnt sich an ihn): Weißt du das immer noch nicht? (leise) Ich lieb dich.
BRUNO: Und dann noch das Kissen. Das ist doch der Gipfel. Alles Schwindel. Aber warum? … Was hast du grad gesagt?
CHRIS: Lass uns einfach heiraten. Ich bin müd und will ins Bett.
BRUNO: Heiraten? Du willst … heiraten? (Die Tür geht auf, KLARA und KRUSE erscheinen, KRUSE will weiter, aber sie hält ihn zurück mit dem Zeichen, sich still zu verhalten. Sie beobachten das Pärchen.) Moment. Erst müssen wir noch was bereden. Du weißt schon.
CHRIS: Nö. Weiß ich nicht.
BRUNO: Geht das schon wieder los. Kinder, verflixtnochmal! Kinder will ich haben!
CHRIS: Fünfe nicht.
BRUNO: Viere?
CHRIS: Dreieinhalb.
BRUNO: Nee, wie brutal.
CHRIS: Na gut, dreie.
KLARA: Na bitte, Chris, geht doch. Übrigens, wir auch. Wir heiraten. Der zweite Versuch. Und, nebenbei, wir sind euch voraus. Wir haben schon zwei Kinder.
CHRIS: Gratuliere!
KRUSE: Ja, und ich hab ihr heilig versprochen, es bleibt bei den zwein.
(KATJA kommt)
KATJA: Wir gehen jetzt zum Standesamt. Ihr könnt gleich mitkommen.
CHRIS: Ohne Achim?.. Ha! Wo ist meine Pistole?
KATJA (ruft): Achim, komm endlich!
ACHIM (kommt): Der Wagen ist fertig... (ruft) Frau Liebig, bitte, Ihr Auftritt!
(FRAU LIEBIG, strahlend vor Glück und Stolz, kommt mit ihrem „Wägelchen“: dem gefederten Chassis eines Kinderwagens, darauf ein blau gestrichener Holzkasten, umsäumt mit weißen Spitzen. Im Kasten zeigt sich die Spitze des Birkenbäumchens)
FRAU LIEBIG: Sehen Sie! Blau! Nicht ich, der Wagen ... Wissen Sie, nämlich.. bei genauer Prüfung … Aber, bitte, darin besteht überhaupt kein Zweifel. Das kleine Zweiglein hier... Es ist ein Junge!
(VORHANG)
ENDE