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Prämiiert mit dem Brandenburgischen Literaturpreis 2010
Die Nacht auf Fensterscheiben
gefriert zur Kachelwand,
und es hebt an zu schreiben
sich spiegelnd meine Hand.
Gereimtes und in Versen,
ganz wie ein Megaphon
schick ich in Universen
zu meinem Freund, dem Klon.
Wir schreiben um die Wette,
wer wird der Beste sein?
Schiel bloß nicht nach dem Bette,
schlaf jetzt, mein Freund, nicht ein!
Und was wir da geschrieben,
das werden wir ja sehn
am Morgen, früh um sieben,
wenn andre ackern gehn.
Wir schreiben wie der Teufel
mit Zeilen dicht an dicht.
Doch da, am Glas! Geträufel...
Der neue Tag anbricht.
Es taut, was nachts gefroren,
und unsre Schrift verschwimmt,
und alles geht verloren
im Wasser, das da rinnt.
So machen unsre Texte
dem neuen Schreiben Platz,
bald kommt ja schon die nächste
verwegne Reimehatz.
Dann sehen wir uns wieder.
Gib auf dein Leben acht!
Mir fallen zu die Lider.
Nun schlaf, mein Freund, gut Nacht!
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Verse, nach Themen
geordnet:
Zukunft /
Deutsches und mehr / Liebe und Weiteres / Querbeet / Verse zum Singen /
Siehe auch Eine Kleine Blindheit