Längst vergangen sind die Jahre,
neues Leben zu probiern.
(Warn's auch bloß die langen Haare,
um die Bürger zu schockiern.)
Was geschah mit uns, Marcuse?
Und ich lache und ich schrei:
Nach dir kam Beate Uhse,
und, weiß Gott, ich war dabei.
Und es sind besiegte Zeiten,
die jetzt wieder auferstehn.
War das Seit-an-Seite-Schreiten
etwa nur ein Rückwärtsgehn?
Uralt sind des Menschen Triebe
die zur Macht und zum Besitz.
Und es trifft wie Peitschenhiebe,
(und ich lach, als wär's ein Witz):
Unser Kampf der Jugendtage
war ein Joint und schnell geraucht.
Das, ich weiß, ist eine Klage,
die man gern im Alter braucht.
Heut erkenn ich meine Lage.
Ausgebeutet von der Gier,
stellt die Erde mir die Frage:
Bist auch du ein Teil von ihr?
2. Fassung
Was geschah mit uns, Marcuse?
(Nachbarin, Ihr Taschentuch!)
Nach dir kam Beate Uhse,
Pornos deckten zu dein Buch.
War denn alles nur geträumt?
Himmel, waren wir da jung...
Haben wir uns aufgebäumt
bloß aus übermütgem Schwung?
Leben war das Wunderbare,
wollten Neues ausprobiern.
Es genügten lange Haare,
um die Bürger zu schockiern.
Steine krachten in die Scheiben
und es hat auch mal geflammt.
Nichts vom Alten sollte bleiben.
Doch der Mensch, er blieb verdammt.
Unverändert ist die Lage,
immer noch gibt's Hass und Gier.
Dass ich Marx noch einmal frage:
Was zum Teufel tun wir hier?
Und ich spür den alten Kummer:
Wir sind Opfer unsres Tuns!
Und es reißt mich aus dem Schlummer:
Der Planet, verträgt er uns?