Ich hatte Probleme, privat und beruflich, ich dachte, eine Woche allein in einer Ferienhütte, das würde mir gut tun.
Es war in der ersten Nacht. Ich hatte mich eingerichtet, war aber noch munter und ziemlich aufgekratzt. Ich ging im Zimmer auf und ab und wunderte mich, dass ich nichts hörte. Nicht der
geringste Laut. Das war mir noch nie passiert. Ich blieb stehen und strengte mich an, etwas zu hören. Nichts, rein gar nichts. Und was für eine seltsame Stille das war! Was passierte
hier? Ich machte alle Lampen in der Hütte an, ich prüfte die Wände. Sie sahen aus wie immer und doch strömte etwas Unheimliches ins Zimmer. Es war die Stille. Diese
unheimliche Stille..
Es konnte doch gar keine Luft mehr im Zimmer sein, ich glaubte, gleich zu ersticken, riss das Fenster auf und beugte mich bis zur Hüfte weit hinaus. Luft, Luft, eine grenzenlose
Freude, mit dem den Kopf in ein Meer kühler Luft zu tauchen! Und sicher gab es jetzt auch was zu hören. Aber nicht mal die Bäume rauschten und die Sandstraße lag
totenstill im Mondlicht.
Plötzlich hörte ich hinter mir ein leises, schnelles Ticken. Eine Uhr! Hatte der letzte Mieter seine Armbanduhr verloren? Das Ticken kam aus Richtung des Sofas. Ich zog es nach vorn,
der Fußboden war leer. Im Polster vielleicht? Ich griff in die Spalten. Nein, auch nichts. Und dann kein Ticken mehr. Stille, aber eine Stille, als spaße jemand mit mir. Erneut
begann das Ticken, und jetzt fiel mir ein, was es war. In meiner Kindheit bin ich diesem Laut auf den Wiesen nachgegangen. Es war das Zirpen einer Grille. Irgendwo in der Wand saß
eine, sie war in dieser Mondnacht genauso wach wie ich und musizierte, als wäre es heller Tag. Alle Spannung fiel von mir ab,, und als hätte die Grille ihre Aufgabe erfüllt, verstummte
sie.
Im Bett, kurz vorm Einschlafen, dachte ich: Ich bin doch einer von den Typen, die dabei sind, den Weltraum zu erobern. Aber wer holt mich aus der Panik? Eine kleine Grille.
Dank dir, Grille!
Und morgen küsse ich die kleine Fliege an der Wand.