Auf dem diesjährigen Filmfestival in Berlin hat man in einer kleinen Feierstunde in einem Mini-Kino dem Erfinder des 2 1/2 mm-Films gedacht. Wer weiß denn noch, dass es 1949 dem Franzosen Richard Lloyd gelungen war, die kleinste Dimension eines Films herzustellen.
Lloyds Erfindung basierte auf dem Minimal-Art-Film, einem Verfahren, bei dem die Schauspielerinnen und Schauspieler in einer Perspektive von 11 Grad aufgenommen wurden. Der Lloyd-Film passte in eine Kamera von nur 3 cm, die allerdings 33kg/netto wog.
Trotz der Kleinheit hatte Lloyd viele beachtenswerte Filme gedreht. Viele werden sich bestimmt noch an den Film „Immer auf die Kleinen“ erinnern. In diesem Film hatte Lloyd immer wieder den sozialkritischen Moment aufgenommen, dass trotz der Größe den Zuschauern im Kino eine Lupe mitgegeben werden musste. Denn den sozialkritischen Moment konnte man nur mit einer Lupe erkennen. Die Lupe vergrößerte den 2 1/2 mm-Film dann auf Daumengröße und wurde mit einem Parabolspiegel an die Leinwand geworfen, die nicht größer als ein Taschenbuch war. Das war natürlich eine ungeheurere Erleichterung für die Klein-Kinos nach dem Kriege. Obwohl die Kinos damals nicht größer als 20 Apfelsinenkisten waren, hatte Lloyd es geschafft, pro Tag 6 Vorstellungen abzuhalten, und das bei einer Temperatur von unter 10 Grad im Winter z.B.
Lloyd wurde 78 Jahre alt und hat über 84 Kleinbildfilme gedreht. Die Kinos in ihrer heutigen Größe sind eigentlich nur möglich geworden durch Lloyds Erfindung des 2 1/2 mm-Films.
Und seien wir ehrlich, jeder ernsthafte Cineast weiß doch, dass die kleinen Filme viel schärfer im Korn sind, eine viel bessere Drehungszahl haben und durch häufiges Spielen immer besser werden. Das kann man doch von den heutigen Filmen nicht sagen, durch längeres Spielen werden diese Filme ja nicht besser, sie bleiben so, wie sie sind und damit basta.
Lloyds Filme wurden schon bei 10mal Spielen mit einer Drehungszahl von 7,8 und einer Feuchtigkeit von 11 unter 6 richtig heiß. Im Winter eine ungeahnte Energiequelle in kalten Kinos. Die Kosten für seine Filme hatte Lloyd stets im Griff, sein preiswertester Film kostete DM 11,84, sein teuerster gerade mal 22,34 und das bei einer Länge von über 18 Meter. Der Cineast muss sich wirklich die Frage stellen: „Sind hundert Millionen Dollar-Filme besser?“ Aber wer fragt das schon!
Nach der Feierstunde wurde dem Wegbereiter des 2 1/2 mm-Films ein Denkmal gesetzt. Es zeigt ihn kurz vor dem Tod mit einer Kinokarte in der linken Hand (übrigens Lloyd hat alle seine Filme mit links gedreht) sitzend auf einer 2 1/2 mm-Filmrolle. Diese hübsche Skulptur ist allerdings nur mit einer Lupe zu erkennen und steht auf dem Betriebsgelände von Beiersdorf.
Auf einer kleinen Tafel steht geschrieben: „Dem größten 2 1/2 mm-Filmer in dankbarer Erinnerung, TESAFILM“