Er wollte sehen, ob sie träumte, er setzte sich den Brainer an die Schläfe und hatte sofort Kontakt mit ihr. Welch ein Zufall, sie träumte gerade, er zögerte, ob er in ihren Traum gehen sollte.
Er wusste, wie lebhaft Träume sein konnten, das konnte schrecklich sein, aber auch wunderbar aufregend und in diesem Falle würde er den Traum jener Frau miterleben, an die er so viel denken
musste, die ihn aber nicht beachtete.. Vielleicht erfuhr dabei etwas, das ihm helfen könnte, ihr näher zu kommen.
Und schon hatte er den Eingang in ihren Traum gefunden, er tappte über eine mittelalterliche Treppe, es wurde heller, offenbar ein Burgturm, nein, eine Ruine, nein eine Arena, da kauerte im Sand
eine nackte Gestalt, das Gesicht einem Schatten zugewendet.. Der Schatten hellte sich auf zu einem Gesicht, bestürzt sah er genauer hin: das war ja er. Und die im Sand Kauernde war sie, sie
schien das Gesicht anzuflehen. Das ist falsch, dachte er, so was von falsch..Jetzt begann sich der Schatten zu einem Körper zu formen, ein Löwe entstand, ein Löwe mit seinem Gesicht. Er war
entsetzt, wer mischte hier die Rollen? Er wollte schon den Traumbesuch abbrechen, da lächelte sie, und das, obwohl der Löwe gerade zum Sprung ansetzte. Das ist doch ein Albtraum? Aber
warum lächelte sie? Sah sie die Gefahr nicht? Er musste sie retten. Und schrie dem Löwen ins Gesicht so laut er konnte: Lass sie in Ruhe! Verschwinde! Hau ab!
In diesem Augenblick erlosch alles, die Verbindung wurde gekappt, er hatte verbotener Weise in einen Traum eingegriffen. Er nahm den Brainer ab, wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er
versuchte zu begreifen. Sie hatte gelächelt. Im Augenblick der Gefahr hatte sie gelächelt. Hatte sie etwa den Löwen angelächelt? Oder seinem Gesicht?
Als er am nächsten Tag sah, wie sie am Haus gegenüber in ein Auto stieg, entfuhr ihm ein Schrei, er glaubte das Brüllen eines Löwen zu hören, aber in Wirklichkeit war es das Miauen eine Katze.