Es war wie Heiligabend in meiner Kindheit. „Komm jetzt nicht rein!“ rief eine Frauenstimme. Ich stand vor der Wohnzimmertür. Seltsame Geräusche waren zu hören.Wurden Geschenke ausgelegt? Die Tür
ging auf. Vor Freude strahlend zeigte mir meMeine Frau, unser Kater und die Maus
Es war wie Heiligabend in meiner Kindheit. „Komm jetzt nicht rein!“ rief eine Frauenstimme. Ich stand vor der Wohnzimmertür. Seltsame Geräusche waren zu hören.Wurden Geschenke ausgelegt? Die Tür
ging auf. Vor Freude strahlend zeigte mir meine Frau in ihren behandschuhten Händen eine Maus.
„Wie kommt eine Maus ins Wohnzimmer?“ fragte ich.
Sie antwortete und fast wäre ich wie vor einem Wunder auf die Knie gefallen: „Der Kater hat sie uns geschenkt!“
Sie setzte die Maus im Garten aus. Zwei Tage später wiederholte sich die Geschichte.
Ich fragte verärgert: „Wieso tut er so was? Eine anständige Katze tötet die Maus!“
„Erstens ist es ein Kater und zweitens.. Woher soll ich das wissen?“ antwortet meine Frau.
Und so ging es weiter. Meine Frau behauptete, es sei jedes Mal dieselbe Maus. Sie hielt sie immer länger in ihren Händen und betrachtete sie liebevoll.
Ich begriff, hier entwickelte sich etwas, das war nicht gut. Dagegen musste ich was tun. Heimlich stellte ich nachts einen schweren Bildband gegen die Katzenklappe. Am nächsten Morgen stand das
Buch noch immer dort. Na bitte. Als ich zum Lüften die Haustür öffnete, schoss etwas an mir vorbei, es war der Kater mit der Maus zwischen den Zähnen. Ich war wütend.
Ich schrie: „Die Maus ist wieder da!“
Wie auf Kommando kam die Frau im Pyjama aus dem Schlafzimmer, sich die Handschuhe überziehend.
„Wie wär's mit einer Mausefalle?“ fragte ich.
„Eine Tötungsmaschine?! Niemals!“ Ihr Blick war bitterböse.
Gut. Auch ich bin nicht ohne. Ich kaufte eine Lebendfalle und versteckte sie im Wohnzimmer. Und wie es sich gehört, saß am nächsten Morgen die Maus darin. Bevor meine Frau sie zu sehen
bekam, radelte ich zu einem nahen Feld und setzte die Maus aus.
„Verschwinde!“ rief ich. „Auf immer und ewig!“
Und siehe, es geschah. Drei, vier Tage nichts. Gute Laune breitete sich aus, zumindest bei mir.
Dann die Stimme: „Komm jetzt nicht ins Wohnzimmer!“.
Ich fühlte mich elend. Alles drehte sich um die Maus. Gab es mich eigentlich noch?
Dann, eines Nachts, Katzengeschrei im Garten. Die Katzenklappe klapperte, ich sauste aus meinem Bett. Im Wohnzimmer hockte misslaunig unser zerrupfter Kater, aber ohne Maus.
Auch in den folgenden Nächten tobte draußen ein Katerkampf.
Als nach einer Woche noch immer keine Maus ins Haus kam, lag der Grund offen: der fremde Kater hatte die Maus – oder sogar sämtliche Mäuse im Garten – gefressen. Vergebens hatte unser Kater sie
zu verteidigen versucht.
Manchmal steht meine Frau mit leeren Augen in der Haustür, als müsste sie sich unbedingt an etwas erinnern, was sie vergessen hat.