Unser Kater hat ein schwarzes seidiges Fell. Wenn er ausgestreckt auf der Seite liegt, dann denke ich immer: Der Kater kann gehen, aber sein Fell soll er hier lassen. Meine Frau sagt, er
sei uns zugelaufen. Aber das stimmt nicht. Er hatte mich ausgesucht. Ich mag ihn nicht.
Gleich am ersten Tag machte er es sich auf meinem Stammplatz bequem. „Platz da!“, sagte ich, „das Sofa gehört mir!“ Er gähnte. Ich schubste ihn runter, er fauchte. Na wenn schon.
Am nächsten Tag lag er wieder dort. Also runter mit ihm. Das ging ein paar Tage so. Er kapierte einfach nicht, dass ich der Stärkere war.
Und dann eines Abends, gerade hatte ich ihn runter geschubst, öffnete die Frau die Tür: „Abendbrot ist fertig“.
„Gleich!“ sagte ich „Erst noch die Nachrichten!"
Nanu? Wer hat da miaut?
Ich wiederholte meine Bemerkung. Und wieder ein „Miau“. Und eindeutig aus meinem Mund. Meine Frau knallte die Tür zu.
Ich eilte ihr nach, wollte ihr erklären, dass der verfluchte Kater mich verhext haben müsse. Das war ein Fehler. Ich miaute und je mehr ich miaute, umso böser wurde sie.
Und dann miaute es hinter mir. Ich drehte mich um. Das Töchterchen! Es miaute noch mal und sah mich begeistert an. Entsetzlich. Zwei Jahre alt, konnte schon ein paar Sätze sagen, und jetzt
das!
Meine Frau riss das Kind sich und lief die Treppe hinauf, da hörte ich es schrein: „Will zu Papakatze!“
Gott sei Dank. Die Kleine hatte mich bloß nachgemacht.
Danach erklärte meine Frau, sie müsse über unser gemeinsames Sorgerecht nachdenken. Was sollte ich antworten? Auf Katzisch? Ich schwieg.
Nachts, aus dem Schlafzimmer verbannt, auf dem Sofa liegend, begann ich mit der Übung. Ich formte alle möglichen Laute. Um halb zwölf schallte aus dem Schlafzimmer: „Halt endlich die
Klappe!"
Am nächsten Tag blieb ich zu Hause. Nicht auszudenken, was mein Chef zu meiner Aussprache sagen würde. Meine Frau brachte die Kleine in die Kita und fuhr zur Arbeit. Ich war mit dem Kater allein
und teilte ihm auf Katzisch mit: „Gib mir meine Sprache zurück oder ich murks dich ab!“
Der Kater zeigte mir eine feuerrote Zunge und machte sich durch die Katzenklappe davon.
Danach saß ich mit einem Küchenmesser neben der Klappe. Am Nachmittag kehrten Frau und Töchterchen heim, mit ihnen der Kater.
Beim Abendbrot stand nichts da für mich, nicht mal ein leerer Teller. Da stellte mir das Töchterchen den Fressnapf des Katers hin, mit seinem Lieblingsfutter: Pastete „Ente mit Gans“.
So was, dachte ich. Die Mutter verleitet das Kind zu einer Schandtat gegen den eigenen Vater!
Plötzlich Katzengekreisch. Nicht von mir, vom Kater. Mit einem Sprung war er auf dem Tisch und machte sich über das Futter her. Da platzte mir der Kragen. Ich schrie: „Runter, du Mistkerl! Das
ist mein Fressen!“
Stille, dann großes Staunen. Ja, was sagt man dazu. Ich hatte meine Sprache wieder. Und das verdankte ich meinem klugen Töchterchen. Hatte den Kater ausgetrickst!
Danach versöhnten wir uns und – auf Bitte meiner Frau – ich auch mit dem Kater.
Am nächsten Tag kaufte ich mir ein eigenes Sofa.