Wir haben einen Kater. Meine Frau sagt immer, er sei uns zugelaufen. Aber das stimmt nicht. Er hatte mich zum Ziel. Vom ersten Augenblick hielt ich ihn für den leibhaftigen Teufel, und die
Geschichte sollte mir recht geben.
Meine Frau mag ihn, unser Töchterchen auch. Sie hatten keine Ahnung.
Er ist schwarz. Genauer : schwarz wie der Teufel.,
Durch langjähriges Sizen habe ich mir auf dem Sofa einen Stammplatz erarbeitet. on dort habe ich den ebsten Blick auf den Fernseher.
Schon am ersten Tag nahm der Kater darauf Platz. Ich sagte ihm, das sei mein Platz. Er gähnte. Das hatte ich erwartet. Ich schubste ihn runter. Seine Augen glühten und er fauchte. Das hatte ich erwartet und ich fürchtete mich nicht.
Am nächsten Tag lag er wieder dort. Also runter mit ihm.
Und so ging es weiter, ungefähr vier Wochen lang. Ich denke, er war sich bewusst geworden, dass ich der Stärkere bin.
Und dann eines Abends, vor der Tagesschau, gerade hatte ich das Tier runter geschubst und mich hingesetzt, da ging die Tür auf und meine Frau rief: "Das Abendbrot ist fertig!".
„Gleich! “ sagte ich. „Erst noch die Nachrichten!"
Nanu? Was war das? Wer hat da miaut? Ich etwa? Sofort wiederholte ich das Gesagte, aber wieder miaute ich. Meine Frau verschwand Türe knallend.
Ich eilte ihr nach. bemühte mich ihr zu erklären, das käme nicht von mir, der Kater hätte mich verhext. Ich muss gestehen, ich erreichte nichts, im Gegenteil. Je mehr ich miaute, um so
böser wurde sie.
Glücklicherweise entsann ich mich meiner Schreibkunst. Also schrieb ich ihr die ganze Kater-Teufelei auf, jedes Wort genau überlegend, schließlich war es ihr Lieblingskater. Als ich fertig war,
staunte ich nicht schlecht: 112 mal „Miau“ geschrieben!
Und dann ertönte hinter mir ein kleines Miauen. Ich drehte mich um. Das Töchterchen! Es miaute erneut und strahlte mich begeistert an. Man denke! Zwei Jahre alt, konnte schon Sätze mit drei
Wörtern sagen, und jetzt das!
Ich erschrak. Hatte ich die Kleine angesteckt? Meine Frau riss das Töchterchen an sich, wahrscheinlich, um es in Sicherheit zu bringen. Sie lief die Trppe hinauf, da hörte ich es schrein: „Will
zu Papakatze!“
Große Erleichterung. Die Kleine hatte mich bloß nachgemacht.
Danach erklärte meine Frau, sie müsse über das Sorgerecht des Kindes nachdenken. Was sollte ich antworten? Auf Katzisch? Lieber nichts.
Nachts lag ich in meinem Arbeitszimmer auf einer Matratze, sozusagen in Quarantäne. Ich konnte nicht schlafen, ich machte mir Sorgen. Würde ich jetzt auch noch zum Kater? Ich tastete mich ab.
Nein, ich war noch immer ein männlicher Mensch. Bis auf die Stimme, die war katzisch. Ich begann mit Übungen in menschliche Sprache. Dann hörte ich aus dem Schlafzimmer: „Halt endlich die
Klappe!"
Dass ich am nächsten Tag zu Hause blieb, versteht sich. Nicht auszudenken, was mein Chef zu meiner Aussprache sagen würde.
Meine Frau war bei der Arbeit, die Kleine in der Kita. Ich war mit dem Kater allein und nutzte die Gelegenheit, ihm in seiner Sprache mitzuteilen: Bekomme ich nicht sofort meine Sprache zurück, sehe ich keinen andere Möglichkeit, als ihn abzumurksen.
Der Kater gähnte – was für eine feuerrote Zunge – und machte sich durch die Katzenklappe davon.
Zwei Stunden lang saß ich mit einem Küchenmesser neben der Klappe, dann gab ich es auf..
Am Nachmittag kehrten Frau und Kind heim, sie hüllte sich in Schweigen, dick wie ein Wintermantel. Ich schwieg aus vernünftigen Gründen.
Beim Abendbrot stand nichts für mich da, kein Bier, keine Schrippe, nicht mal ein leerer Teller. Doch da da stellte mir das Töchterchen den Fressnapf des Katers hin, mit seinem
Lieblingsfutter: Pastete „Ente mit Gans“.
So eine Rabenmutter, dachte ich. Verleitet das Kind zu einer Schandtat gegen den eigenen Vater!
Plötzliches Katzengekreisch. Nicht von mir, sondern vom Kater, der war auf den Tisch gesprungen und machte sich an den Fressnapf. Also ehrlich, das ging zu weit. Ich schrie: „Runter, du
Scheißkerl! Das ist mein Fressen!“
Stille, dann großes Staunen.
Ja, was sagt man dazu. Ich hatte meine Sprache wieder. Und das verdankte ich meinem Töchterchen. Hat den Kater ausgetrickst.
Während der Kater futterte,vesöhnte wir uns und – auf Bitte meiner Frau – ich auch mit dem Kater.
Am nächsten Tag kaufte ich mir ein eigenes Sofa.