Am Terrassendach hängen zwei Meisenkugeln, und ich beobachte, wie die großen Meisen die kleinen nicht ans Futter lassen. Sie spreizen ihre Flügel und die kleineren Meisen, die gerade zur Landung ansetzen wollen, ziehen eine scharfe Kurve und machen auf den kahlen Zweigen des nahen Busches eine Zwischenlandung. Mit laufenden Motoren warten sie. Ist eine Kugel frei, steigen sie sofort auf, aber, hol's der Kuckuck, sitzt doch auf der schon wieder eine dicke Meise.
Mir fällt was ein. Man wundert sich, dass die Reichen immer reicher werden. Ich weiß jetzt, wie das geht. Die Reichen besetzen die Geldquellen, sie spreizen sich und schon ist kein Platz mehr für die kleinen.
Na, da soll doch.. Ich scheuche die großen Meisen weg. Es genügt, dass ich mich am Fenster bewege, schon fallen sie wie Steine runter und sausen davon. Jetzt kommen die kleinen angeflogen. An jeder Kugel krallen sich zwei, drei von ihnen fest und picken drauf los. Der bedrohliche Schatten am Fenster stört sie nicht, ich kann mich sogar bewegen und ihnen aufmunternd zunicken.
Entweder sagen sie sich, wir müssen jetzt reinhaun, egal wie gefährlich die Situation ist, wir kommen ja sonst nicht dran. Oder sie sagen: Hej, das ist bloß der alte Kerl, der steht auf unsrer Seite.
Egal, was sie denken: So einen alten Kerl bräuchte auch unsere Zivilisation, denke ich.
Aber nein, nicht doch! Um Himmels willen, bloß keinen Diktator, keinen Führer.
Da es die Regierungen nun mal nicht schaffen, was bleibt dann noch? Vielleicht Gott? Ja, aber weiß man, ob er am Fenster steht und uns beobachtet?
Also keine Hoffnung... Moment. Wie wär's mit der sozialdemokratischen Partei?
Na klar! Aber... verzeihen Sie, gibt es die denn noch?