Es war ein Bauer in Småland, im südlichen Teil Schwedens, wo die Erde saftig und voller Steine ist und die Bauern für ihre Geschäftstüchtigkeit berühmt sind. Eines Tages klopfte bei ihm ein
Tourist an und bat höflich um ein paar Hufeisen. Der Bauer erkannte in ihm einen Deutschen und war versucht, noch länger als üblich zu schweigen. Aber dann fragte er aus reiner Neugier: Wozu? Ob
er ein Pferd zuhause hätte?
„No, Sir“, sagte der Tourist ein wenig verwirrt. In Deutschland gelte ein Hufeisen als ein Glücksbringer und er würde gern zwei oder drei seinen Freunden nach Hause mitbringen. Weil der Bauer
immer noch schwieg, fügte er hinzu: Außerdem sei er ein Fan von Astrid Lindgren, genau wie seine Freunde, und so ein Hufeisen wäre doch sozusagen ein handfester Beweis ihrer Geschichten.
Der Bauer sagte: „Komm morgen wieder, ich seh mal nach..“ Zwar hätte er längst keine Pferde mehr, aber vielleicht wäre noch was im Schuppen.
Als der Deutsche am nächsten Tag aufkreuzte, lagen drei rostige Hufeisen auf dem Küchentisch. Er bekam sie für 300 Kronen.
Darauf sammelte der Bauer auf den Nachbarhöfen eine Kiste voller Hufeisen ein und stellte an der Straße ein Schild auf: „Echte Glücksbringer! Hufeisen zu verkaufen!“ Und das in deutscher
Sprache.
Das wäre nicht nötig gewesen, denn der Verkauf hatte sich unter den Touristen schnell herumgesprochen. Innerhalb einer Woche verkaufte er alle Hufeisen. Seltsamerweise wurden die blanken und
unbenutzten bevorzugt.
Im Winter fabrizierte er mit eigener Hand gusseiserne Hufeisen. Unter dem Slogan „Qualitätshufeisen aus biologischem Landbau“ bot er sie im Online-Versand an. Die Idee, die Hufeisen zusätzlich
als vegan zu bezeichnen, musste er verwerfen: Schließlich stand auf dem Zertifikat, das jeder Lieferung beilag, dass sie von Pferden aus Astrid Lindgrens Zeiten stammten.
Bald beschäftigte er sechs Arbeiter. Über das Eingangsportal seiner kleinen Fabrik befestigte er als Firmenzeichen ein großes eisernes Hufeisen. Eines Tages fiel es herunter, gerade als er
darunter her ging, und traf ihn auf den Kopf.
Nach der Entlassung aus der Klinik saß er von morgens bis abends lächelnd auf der Bank vor seinem Hof. Zwar war sein Unternehmen pleite gegangen, ein Konkurrent fertigte die Hufeisen industriell
an, doch wer ihn so sitzen sah, musste sich ehrlicherweise gestehen: Er sah viel glücklicher aus als vorher.