Die heutigen Schweden süßen Brot und Wurst, weil ihre Vorfahren außer gesalzenem Hering kaum etwas zu essen hatten, während der Adel in Süßspeisen schwelgte, und als sie sich endlich Zucker
leisten konnten, beschlossen sie, auf ihre Art adlig zu sein: durch eine ausgesuchte Höflichkeit.
So Professor Axel Lindblod, Universität Lund, in seinem bekannten Werk ,,Über die Entstehung und Bedeutung des Wortes ,Tack' sowie über seine Wirkung auf Ausländer".
Ich bezweifel das. Ich glaube eher, ,,Tack" war die Geheimparole der Wikinger, mit der sie sich in der Fremde begrüßten. Antwortete der andere nicht mit ,,Tack", dann konnte man ihm mit dem
Schwert eins drüberziehen.
Darum ist es für jeden Ausländer überlebenswichtig, zuerst das Wort ,,Tack" in all seinen Varianten zu lernen.
Es ist gar nicht so schwer. Du hast von einer schwedischen Familie eine Einladung bekommen und besuchst sie. Du überreichst der Hausfrau den Blumenstrauß, sie flötet „Åh, vilka vakra blommor,
tack så mycket!“, du ziehst den Mantel aus und schon hält ihn jemand in den Händen. Dafür sagt er ,,Tack". Keine Angst, er will deinen Mantel nicht behalten, er hängt ihn bloß auf einen Bügel.
Beweise deine Furchtlosigkeit, indem du mit ,,Tack“ antwortest.
Darauf sitzt du am Tisch deiner Gastgeber. Jetzt beginnt die Erkennungsmelodie des gegenseitigen Tacks. Mit „Var så god“ (landläufig für „bitte") bietet man dir ein Kuchenstück an, du nimmst es
und bedankst dich mit „Tack“.und das bei jedem weiteren Stück. Sag nie „Tack“, wenn du etwas ablehnen willst, weil du genug hast, so wie es mit einem einfachen „danke“ in Deutschland üblich ist.
Es kann passieren, dass man dir trotzdem das Angebotene auf den Teller legt. Aber meistens ahnen die Schweden schon, dass da was nicht stimmt und sie fragen höflich zurück: „Ja tack eller nej
tack?“ Und jetzt sagst du's richtig: „Nej tack“.
Es gilt die Regel, dass man sich beim ersten Besuch nicht zu lange aufhalten darf, also verabschiedest du dich jetzt. Du bedankst dich und sagst: „Tack för kaffet och kakan!“ Warte kurz auf die
Antwort. Es ertönt ein mehrfaches „Tack för besöket!“. Befriedigt nickst du dir zu. Genauso hast du es erwartet. Man geleitet dich zum Mantel, man hilft dir beim Anziehen, und weil du
weißt, es ist alles gut gelaufen, sagst du fröhlich: „Tack-tack-tack“.
Vor der Haustür blickst du zum Himmel, atmest tief die frische Wald- oder Seeluft ein. Du hast es überstanden. Du wirst in Schweden leben können als gleicher unter gleichen.
Und gerade, als du den Fuß zum ersten Schritt anhebst, erschallt hinter dir ein vielstimmiges: ,,Tack för idag." (Danke für heute).
In den Rücken getroffen. Sie haben dich doch geschafft, die Schweden.