Damit Sie es gleich wissen: Ich bin für die Freiheit. Es gibt wohl kaum Größeres als die Freiheit. Und für die muss man kämpfen, wo sie bedroht ist. Ich spreche aus Erfahrung. Ich habe so viel
Freiheit zuhause, dass ich manchmal in den Garten gehen muss, um mich von dem Kampf zu erholen.
Und darum bin ich jetzt Mitglied einer Partei, die, wie ihr Name schon sagt, genau so frei sein will wie ich.
Ja, ich weiß, manche sagen, diese Partei ist gut zu den Reichen. Na und? Was ist schlimm daran? Was hat das mit der Freiheit zu tun? Ja, früher, da waren die Reichen Könige und Herzöge, sie
gönnten dem kleinen Mann nicht die kleinste Freiheit, weil sie die ganze Freiheit alleine haben wollten. Solche Egoisten waren das.
Das kann man von den Reichen heute wirklich nicht sagen. Hat Ihnen ein Reicher schon mal was verboten? Na sehn Sie. So viel Freiheit wie heute gab’s noch nie. Und, bitte sehr, wer sorgt dafür,
dass es so bleibt? Na, wer wohl. Die Geld haben, anders geht’s doch gar nicht. Und je mehr Geld einer hat, umso besser kann er kämpfen. Und jetzt passen Sie mal auf, ich zeig Ihnen, wie die
Reichen für unsere Freiheit kämpfen, und da sind sie nicht knickrig. Sehen Sie mal, wie die Reichen die Steuererhöhungen angehen, mit voller Power. Kein Mensch will mehr Steuern zahlen, das
ist doch natürlich. Aber man wäre dazu gezwungen, stimmt’s? Gott sei Dank haben wir die Reichen. Die würden ihr letztes Hemd hergeben, um das zu verhindern, so freiheitliebend sind sie. Oder
höhere KFZ-Steuern für große Autos! Wollen Sie zukünftig jedes Mal vor einem Kauf das Auto erst messen müssen? Na bitte. Und dann die Geschwindigkeitsbegrenzung für Autofahrer. Das ist
vielleicht eine Dummheit! Da muss man ja ständig auf das Tacho sehen! Was das für Unfälle gibt! Die passiern dann zwangsweise, aber wir wollen über Unfälle selbst bestimmen dürfen, das gehört zur
Freiheit des Menschen!
Gegen solche Freiheitsberaubungen müssten auch Sie ankämpfen, aber nicht allein, sondern mit uns, denn einen so großen Garten haben Sie gar nicht, um sich von dem Kampf zu erholen.
Außerdem geht es den Reichen gar nicht so gut, wie immer behauptet wird. Unser Parteiführer ist ein leuchtendes Beispiel dafür. Als Abgeordneter musste er sage und schreibe 424.500 Euro nebenbei
verdienen, sonst hätte er für seine Fahrten zu den vielen Terminen das Benzin für seinen Porsche nicht bezahlen können.
Sie sehen, wie das Große in das Kleine greift, das Öffentliche in Private. So habe auch ich einen privaten Grund, in die Partei der Freiheit einzutreten, das will ich gar nicht
verheimlichen. Es handelt sich um eine Ungerechtigkeit, die nicht nur mich, sondern viele Männer betrifft. Es geht darum, dass unter Androhung des Ausschlusses der Wohnung meist von einer
weiblichen Person verlangt wird, vor dem Betreten der Wohnung die Schuhe auszuziehen.
Das darf doch nicht wahr sein. Ich frage Sie: Wie kann man da noch von freier Mobilität reden? Ich werde daher bei der nächsten Parteiversammlung den Antrag stellen, die Freiheit der Schuhträger
ins Parteiprogramm aufzunehmen. Denn was für einen Porschefahrer auf der Autobahn gilt, muss selbstverständlich auch für einen Schuhträger in der Wohnung gelten!