Zu Kaisers Zeiten sagte man nicht „Unterhose“, man sagte „die Unaussprechliche“.
Leben wir wieder in ähnlich schamhaften Zeiten? Ganz sicher nicht.
Aber solche Wortmasken gibt es auch heute. Hier ein paar Beispiele:
Offiziell heißt es „Atommüllentsorgung“, gemeint ist das Ablagern von Atommüll. Dort liegt dann der Atommüll und strahlt einige tausend Jahre lang, aber, Leute, wie
gesagt: macht euch keine Sorgen, er ist ja entsorgt!
Und redet jemand von „Freisetzung von Arbeitskräften“, dann hat das nichts mit Freiheit zu tun, sondern es werden Arbeiter entlassen. Aber das wollen wir lieber nicht sagen, sonst gibt es Ärger. Manche Konzerne sind noch vorsichtiger oder noch klüger. Sie verkünden eine „Kostensenkung" zur Rettung von Arbeitsplätzen, aber in Wirklichkeit meinen sie den „Abbau von Arbeitsplätzen“, damit ihr Laden wieder Profit zu macht. Hoppla, jetzt red ich auch schon von "Abbau von Arbeitsplätzen", natürlich geht es schlicht um Entlassung von Arbeitern und Angestellten.
Das erinnert mich an den "Rückbau" von Gebäuden. So nennt man heute den Abriss von Häusern und Wohnungen.
Und die Jobcenter bezeichnen alle, die sie aufsuchen, "Kunden". Schön wär’s, denn wären sie nämlich Könige, dann könnten sie sich aussuchen, was sie wollen. Und
würden zuvorkommend bedient. Aber ihre Kunden sind in Wahrheit Arbeitssuchende und die müssen nehmen, was ihnen angeboten wird und wenn sie es dreimal ablehnen, dann fliegen sie
raus.
Schämen sich die Leute, die Dinge beim Namen zu nennen? Oder steckt was anderes dahinter?
Prüfen wir doch mal einen aktuellen Fall. Gegenwärtig redet die Regierung von einem Sondervermögen für die Bundeswehr. Gott, ist sie denn die Regierung so reich?
Ganz im Gegenteil. In Wirklichkeit ist sie fast pleite und so handelt es sich bei dem Sondervermögen um Sonderschulden. Sonderschulden klingt nicht gut, da könnte man ja ins Grübeln kommen. Also
sagen wir lieber "Sondervermögen". Und schon kann die Regierung für das Militär einen Kredit von 100 Milliarden aufnehmen..
Eine verblüffende Zweigleisigkeit der deutschen Sprache verbreitet sich. Man wird sie bald in den Deutschunterricht der Schulen und in den Duden aufnehmen müssen..
Mittlerweile findet diese Sprachregelung auch anderswo Freunde. Das jüngste Beispiel gibt uns eine ziemlich bekannte Person in Russland. Statt vom Krieg in der Ukraine spricht sie von einer "militärischen Spezial-Operation". Und befahl, wer das Wort "Krieg" ausspricht, der landet im Gefängnis.
Nein, so weit sind wir noch nicht.