Ich freue mich, wenn jemand beim Betreten meines Zimmers ausruft: „Himmel, was für eine Unordnung.“
Darauf habe ich nur gewartet.
„Einen Moment!“ sage ich und nehme den Bücherstapel vom Bett, das mir tagsüber als Sofa dient. „Bitte nehmen Sie Platz. Ich möchte Sie etwas fragen. Würden Sie das, was Sie gerade sagten, auch
bei einem Blick auf das Durcheinander am nächtlichen Sternenhimmel sagen? Nein, das würden Sie nicht. Sie würden es bestaunen und bewundern. Denn Sie wüssten, da herrscht eine geniale Ordnung,
selbst wenn wir Menschen diese noch nicht verstehen. Bitte, betrachten Sie jetzt mein Zimmer. Was sehen Sie? Geben Sie es zu: Auch hier herrscht eine für Sie unverständliche, aber
nicht weniger geniale Ordnung, und bitte, rühren Sie nichts an, sonst könnten Sie womöglich einen Faden ergreifen und ein Universum aufrippeln und das Zimmer, ich und Sie würden
verschwinden.“
Das blasse Gesicht meines Zuhörers, das jetzt zu sehen ist, hat einen einfachen Grund. Ihn traf der Blitz einer neuen Erkenntnis. Ja, jetzt weiß er, was eine wahre Ordnung ist. Sie dient der
Erschaffung einer eigenen Welt, und diese ist notwendig, um darin leben zu können.
Ähnliches habe ich zigmal meiner Frau gesagt und das schließlich mit Erfolg. Jedenfalls sagt sie kein Wort mehr, wenn sie durch mein Zimmer muss. Dabei hält sie sich die Hand vor die Augen,
dafür bin ich dankbar. So kann sie nichts berühren und aufräumen schon gar nicht.
Ja, es ist wahr, auch sie hat ihre Ordnung. Ob genial, das lasse ich dahin gestellt, ich respektiere sie. Trotzdem passiert es bisweilen, dass ich wie aus fernen Sphären ihr Stimme höre:
„Du hast deine Brille liegen gelassen!“
Wo, will ich wissen., aber ich bekomme keine Auskunft, auch beim nächsten Mal nicht.. Ich bin mir sicher, Gott ist gnädiger, sollten wir Menschen auf unserer Reise durchs Universum mal etwas
Lebensnotwendiges versehentlich liegen lassen.
Ich jedenfalls muss meine Brille in der ganzen Wohnung suchen. Der Sinn sei, sagt sie, mir das Liegenlassen von Dingen abzugewöhnen.
So verschwende ich meine Zeit mit dem Suchen und jeder wird begreifen, dass ich schon aus wachsendem Groll nicht bereit bin, mich erziehen zu lassen.
Wo ist meine Brille jetzt? Ach, auf meiner Stirn. Sehen Sie. Bei mir brauch ich überhaupt nicht zu suchen.