Es heißt, die Aggressivität steckt in uns. Ein Erbe aus unserer Vorzeit. Wenn das so ist, dann bleibt uns nichts anderes zu tun, als sie zügeln. Aber was machen wir? Wir fördern sie. Ja wie denn?
Ganz einfach. Wir machen daraus ein Event. In Filmen, Videospielen, auf der Bühne und im Boxring. Bei manchen Gewaltszenen in einem Film sind Filmkritiker geradezu begeistert. Weil die Szenen so
ästhetisch gelungen sind.
Hier ist die Gewalt nicht ordinär, sie hat Niveau. Nach der Devise: Zeigt Stil bei der Gestaltung der Blutlachen! Zelebriert den Tatvorgang in allen Einzelheiten! Lasst ihn am besten wie eine
antike Opferung aussehen. Denn wir haben einen sehrt verfeinerten Geschmack.
Sicher wird man in den Feuilletons bald von einer Gewaltkultur reden.
Ach Gott. Die Wahrheit ist viel simpler. Wir sind der Gewalt verfallen. Wir sind süchtig nach ihr. Wir verlangen nach Mord und Totschlag.
Was der Mensch beim Zusehen einer Gewalttat empfindet, ist letzten Endes die lustvolle innere Beteiligung an ihr.
Und das nutzt die Wirtschaft aus. Sie hat schon immer verstanden, sich die Lüste des Menschen nutzbar zu machen. Wer dem Alkohol oder dem Nikotin erlegen ist, der kommt da nur schwer wieder raus.
Und so ist auch die Gewalt längst ein profitables Geschäft.
Wiehert da nicht wer im Hintergrund, womöglich einer aus der Waffenindustrie?
Auch die Kriege gehören dazu. Deren Verursacher, die mächtigem Kriegslüsternen, verfügen über die Mittel, ihre Gewaltsucht durch das Gemetzel von Menschenmassen zu befriedigen. Und wie alle
Süchtigen wissen sie ihre Sucht zu tarnen. Sie umhüllen sie mit dem Mantel der Religion oder dem Tuch einer Nationalflagge.
Und so geht es weiter: Es wird Filme mit immer längeren Gewaltszenen geben, so dass wir vor Erregung mit den Füßen stampfen, man wird Video-Spiele entwickeln, die uns Blut ins Gesicht
sprühen, und in den Arenen werden brutale Sportarten bei den Zuschauern Rasereien auslösen. Das alte Rom ist wieder da.
Was soll uns noch hindern, Gewalt selbst auszuüben?
Am Ende bringen wir uns um. Das wäre das Höchste. Die Gewalt am eigenen Leibe erleben.
Siehe auch die satirische Krimikomödie: Heute wird gemördert.