Aus Personalmangel werden im öffentlichen Dienst seit einiger Zeit Roboter eingesetzt. Es heißt, diese Roboter gähnen und seufzen wie ihre menschlichen Kollegen, sind also von ihnen nicht zu
unterscheiden.
Eine gute Lösung des Personalproblems, so scheint es, im Ergebnis freilich zerstört es eine Jahrhundert Jahre alte Tradition. Gab es Schwierigkeiten bei einer Genehmigung, da half
eine freundliche Geste den Sachbearbeiter über die Stolperschwellen hinweg: ein kleiner Beitrag für die Kaffeekasse, bei größeren Schwierigkeiten die Kostenübernahme für einen Flug nach den
Bahamas und bei ganz großen Problem das Sponsern der Renovierungskosten des Haues des Sachbearbeiters. Das hatte sich bisher ganz gut bewährt.
Und heute? Stellen Sie sich vor, Sie haben da einen Antrag der schwierigen Art. Das Gespräch verläuft wie gewohnt. Beim Abschied lassen Sie mit dem Antrag ein kleines Couvert mit Inhalt auf dem
Schreibtisch liegen. Ich sage Ihnen, noch ehe Sie die Tür erreicht haben, packt man Sie am Schlafittchen. Kein Wunder! Der Sachbearbeiter war kein Mensch, sondern ein Roboter.
Aber lassen Sie sich nicht entmutigen! Der Mensch ist eben doch intelligenter als ein Roboter. Sie müssen einfach vor Abgabe des Antrages feststellen, ob der Sachbearbeiter ein Roboter oder
Mensch ist.
Und das geht so:
Rein zufällig begegnen Sie ihm auf der Straße, ziehen Ihr Taschentuch aus der Jacke, um sich die Stirn zu wischen, dabei entfällt Ihnen ein 50-, besser noch 100-Euroschein. Wenn Sie nach zehn
Schritten nichts hören, biegen Sie in eine Seitenstraße, äugen um die Ecke. Ist die betreffende Person verschwunden, eilen Sie an den Ort des Verlustes. Nichts mehr da? Großartig! Der
Sachbearbeiter ist ein Mensch im Sinne guter, alter Tradition!
Stellen Sie am nächsten Tag Ihren Antrag. Glauben Sie mir, nach guter alter Tradition werden Sie ihn genehmigt bekommen.