Am Anfang war das Wort, heißt es in der Bibel. Ich weiß nicht, was Bibelfachleute dazu sagen. Für mich ist es der Stoff, aus dem wir Brücken zueinander bauen.
Jedenfalls ist die Sprache dazu da, um uns untereinander verständlich zu machen. Und da ändert sich gerade etwas.
Als ich zum ersten Mal das Wort „Agenda 2010“ las, kapierte ich rein gar nichts. Das Wort wurde aber so oft benutzt, dass ich nachschlagen musste. „Agenda“ ist die Bezeichnung für eine Liste der
Aufgaben, die man abarbeiten muss. Also eine Arbeitsliste. So könnte man es sagen. Eine„Arbeitsliste 2010“ hätte ich sofort verstanden.
Es soll auch Worte geben, die, so heißt es, versteht man besser im Kontext. Aha. Schon wieder ein Fremdwort. Was sagt das Lexikon? „Zusammenhang“. Hätte man sagen können.
Oft wird auch von „Usern“ gesprochen. Auf deutsch „Nutzer“. Nun ja, vielleicht gibt es in solchen Fällen keine deutschen Nutzer, dann muss man es wohl so sagen.
In letzter Zeit höre ich immer öfter das Wort „Eliten“. Schon wieder was, bei dem ich nachschlagen musste. Das Lexikon gibt eine lange Erklärung ab. Ich verkürze: Eliten sind die führenden Leute
in Bildung, Wirtschaft, Politik. Sie schmücken sich mit em Wort, und wer es als Schimpfwort benutzt, wäre gern selber einer..
Mittlerweile schwirrt auch das Wort „Narrativ“ herum. Und kürzlich tauchte ein neues auf: triggern.... Gott, es nimmt kein Ende.
Und dann wundern sich die so sprechen, dass die Leute denken: „Was reden die da für ein Zeug? Wollen die uns verschaukeln?“ Und mit ihnen nichts mehr zu tun haben wollen.
Noch etwas zu den Journalisten. Abgesehen davon, dass sie die rätselhaften Worte im Überfluss verwenden, haben sie begonnen, das Tätigkeitswort wegzulassen. Zuletzt im Tagesspiegel. Da stand:
„Der BER kann Flughafen“.
Na schön, so will ich die Journalisten in ihrem Stil fragen: Könnt ihr Sprache?
Ja, sie könnten, sie wollen aber nicht. Und warum? Weil, so spricht man eben in esoterischen Kreisen.
Es gibt da einen in der USA, der macht es ganz anders. Er macht es wie Luther: Man muss dem Volk aufs Maul schauen. Aber ich trau ihm nicht. Überhaupt nicht. Er macht das zu gut und zählt doch zu
den Eliten. Sehr merkwürdig.
Nein, einen deutschen Trump will ich auf keinen Fall. Aber ein Luther wäre nicht schlecht.
Und jetzt mein Appell, Pardon, Aufruf:
Liebe Eliten, artikuliert euch kommunikativ!
Richtig. Ich sollte besser sagen „Redet verständlich.“
Aber ich fürchte, das verstehen die Eliten nicht. Es muss eben alles in ihrem esoterischen Stil ausgedrückt werden.
Da fällt mir ein Satz ein: Die herrschende Sprache ist die Sprache der Herrschenden.
Nanu, wo kommt der her?