Ich mag die kleinen småländischen Häuschen, versteckt hinter Bäumen, oder am Straßenrand mit einem Vorgarten, in dem zwischen den Blumen ausgesuchte Feldsteine liegen. Und darum bin ich oft mit
dem Fahrrad unterwegs.
An diesem Tag hatte ich Pech. Das Hinterrad verlor Luft, ich musste den Reifen aufpumpen. Schon stoppte ein Wagen und der Fahrer fragte, ob er helfen könne.
Ich sagte: „Nej tack! Ich muss nur ein bisschen Luft pumpen.“
Er lächelte und fuhr weiter.
Eine Weile später das Gleiche. Also her mit der Handpumpe.. Hiner mir rutschiges Bremsen. Der Fahrer in seinem Pick-Up bot mir an, mich mit dem Rad nachhause zu fahren. Ich dankte und sagte, ich
müsste nur ein wenig Luft nachpumpen.
„Dann ist es ja gut“, sagte er, er grüßte mit der Hand und fuhr davon.
Als beim dritten Mal ein Wagen hielt, diesmal mit einem Pärchen das lauten Beat hörte, und ich mich zweimal bedanken musste, bis sie mich verstanden hatten, beschloss ich, jetzt nur noch im Wald
das Rad aufzupumpen.
Das tat ich dann auch. Plötzlich tauchte ein Wildschwein auf. Wir starrten uns an. Dann verschwand es so lautlos, wie es gekommen war.
Kaum hatte ich das Rad an eine Kiefer gelehnt, trat ein Mann mit geschulterter Flinte aus dem Wald. und sagte: „Du willst doch wohl nicht das Rad hier abstellen? Das hier ist kein
Müllplatz.“
„Nein“, sagte ich. „Ich muss ja damit noch nachhause kommen. Oder steht da auf der Straße ein Auto?“
Er warf einen Blick zur Straße.
„Jaso“, sagte er, „du hast kein Auto.“
„Doch, ich hab eins“, sagte ich, „Ich bin Deutscher, mache Ferien, und das Auto steht bei meiner Hütte.“
„Jaso.“ Schweigen. „Und warum bist du mit dem Rad im Wald?“
„Damit mich beim Aufpumpen keiner sieht“, sagte ich.
Die Augen des Mannes sagten: „Diese Deutschen!“
Dann sagte er: „ Lass mal sehen.“ Er presste den Daumen gegen den Reifen. „Ja, da muss was rein. Gib mir die Pumpe.“ Er gab ein paar Luftstöße ins Rad und sagte: „Jetzt kannst du nach
Stockholm fahren.“
„Ich will aber nur nachhause.“
„Jaha, gute Idee. Stockholm wäre wohl zu weit.“
Er ging mir hinterher und sah mir beim Davonradeln nach.
Bald darauf musste ich das Rad einen Hügel hinauf schieben, ein Auto kam mir entgegen und hielt. Die Frau am Steuer kurbelte das Fenster runter und rief: „Hast du das Tier
gesehen?“
Tier? Achja, das Wildschwein! „Ja, das hab ich", sagte ich, legte das Rad auf die Böschung, ging hinüber und berichtete, wo und wie ich das Wildschwein gesehen hatte. Die Frau sah
mich verblüfft an. Hatte sie mich nicht verstanden? Ich fing noch mal an zu erzählen, da machte sie ein Gesicht, als hätte sie genug davon, kurbelte das Fenster hoch und fuhr davon. Am
nächsten Tag las ich in der Zeitung, dass man in unserer Gegend einen Wolf gesehen hatte.
Auf dem Heimweg - die letzten Kilometer ging ich neben dem Rad her - stand Abendgold am Himmel und als ich aus dem Wald trat, brannte über meiner Hütte das Rot, das im Kasperletheater den
Teufel ankündigt.
Nein, danke, dachte ich, bitte nicht! Es reicht.