Der Schnee ist getaut und die Birke erwacht. Mit geröteten Fingerspitzen greift sie zur gelben Puderdose und bepudert sich. Der Strahl des goldenen Scheinwerfers kommt ihr näher, sie muss sich
beeilen, schlüpft rasch in ein kurzes, fast durchsichtiges Kleid, und so, im Stehen, beginnt sie einen kleinen mädchenhaften Tanz, ihre Bewegungen sind anfangs vorsichtig und keusch, doch
dann lüpft sie mutig den Saum, ihr weißer Körper leuchtet auf, und man hört ein Seufzen der Entzückung. Es ist der Wind.
Doch bevor er ihr zu nahe kommt, wechselt sie das Kleid. Zusammengesetzt aus vielen an- und übereinander liegenden, blaugrünen Blättern umhüllt es ihren Körper, lässt aber kleine Lücken. Das
sieht der Wind. Er eilt heran, aber wo immer er sie berührt, schließt sie ihr Kleid. Entmutigt zieht er sich zurück, sie flüstert etwas, es klingt verheißungsvoll, und schon macht der Wind kehrt
und bestürmt sie, aber sie biegt sich zurück und wehrt ihn ab. Gekränkt und zornig verschwindet er.
Jetzt ist nur noch der goldene Schweinwerfer da, seine Wärme überrascht sie, es ist eine zärtliche Art der Zuneigung und genau diese scheint sie zu mögen. Sie drängt sich mit ihrem ganzen Körper
dem Strahl entgegen. Nach einiger Zeit bemerkt sie, diese Zärtlichkeit ist nicht die richtige, sie verlangt nach dem Wind, ihr Flüstern ist jetzt ein Seufzen, und da kommt er auch, aber es ist
nicht mehr der Wind von früher. Er zerrt an ihrem Kleid, lässt aber bald davon ab, und sie bemerkt erschrocken das Schwinden ihrer Attraktivität.
Mit einem verzweifelten, dramatischen Aufbegehren wirft sie sich ein goldenes Kleid über. Als wäre es mit dem Beleuchter abgesprochen, bestrahlt er sie schräg von der Seite, so dass der Strahl
sie in ganzer Pracht ausleuchtet. Wie eine Diva steht sie da, eine Diva auf dem Höhepunkt ihrer Show, und das ist der Moment, auf den der Wind gewartet hat. Er hat nicht vergessen,
wie sie mit ihm spielte, jetzt rächt er sich, voller Hass reißt er ihr das Kleid vom Leib. Merkwürdig, sie wehrt sich nicht, ja, es scheint ihr zu gefallen. Doch es ist keine Lust dabei. Als das
letzte Goldblatt fällt, steht sie nackt da, und verächtlich schnaubend lässt der Wind von ihr ab. Mitleidig dreht der Beleuchter das Licht herunter, Dunkelheit breitet sich aus, noch ein kurzes
weißes Glimmen ihres Körpers, dann geht er im Schneetreiben unter.