„Was hältst du von der Unsterblichkeit?“ fragte sie.
„Die Sonne“, sagte er, „wird ein sonderbares Bild vom Menschen haben. Vorn sieht sie die Menschen aus den Betten kommen und hinten legen sie sich wieder in die Betten. Dazwischen herrscht ein
völliges Durcheinander. Und jetzt stell dir vor: das eine Ewigkeit. Die Sonne muss ja verrückt werden..“ Er machte eine kleine Pause und fügte hinzu. „Das wollen wir doch nicht oder?“
„Aber ich mein doch nicht ein ewiges Leben auf der Erde.“ sagte sie. „Ich meine im Universum. Und ich meine unsre Seelen. Und am schönsten wäre das mit einem Geliebten!“
Er überlegte, was man alles als Seele mit einem Geliebten anfangen kann, das Ergebnis war unbefriedigend. Aber das sagte er nicht. Er sah ihre sehnsüchtigen Augen und wie sich ihre Brust und ihre
Schultern bewegten, als streckten sie sich schon im Wohlbehagen einer ewigen Umarmung.
„Nein,“ dachte er. „Sie ist doch zu romantisch. Und ich täte gut daran, sie in Ruhe zu lassen. Sie macht mich ganz nervös. Am Ende krieg ich doch nichts von ihr.“
Sie kannten sich schon seit vier Wochen und er hatte noch immer nicht ihren Körper berühren dürfen. Mit jeder Bewegung ihrer Glieder, mit jedem Blick, jedem Atemhauch, jedem Laut aus ihrem Munde
zog sie ihn zu sich heran.. und ließ ihn abprallen. Endlich sagte er ihr, was er wollte. Da lachte sie.
„Was du meinst, tu ich nur aus Gesundheitsgründen.“
„Und warum nicht mit mir?“
Sie küsste ihn zart. „Du bist mir ein Heiliger! Du bist wie König Arthur, der den Heiligen Gral hütet. “
Wieder diese alten Kamellen. Mittelalter, Legenden und so weiter..
„ Und ich will dich nicht aus Gesundheitsgründen lieben. Ich will dich richtig lieben!“ rief sie. „Mit meiner Seele will ich dich lieben!“
Plötzlich war ihm bewusst, dass er sein ganzes Pulver verschossen hatte. Das war seine letzte Chance gewesen.
Er wusste nicht, wie es geschah. Aber er sah sich selber, wie er langsam, mit hängenden Schultern, zur Tür ging.
„Bleib doch,“ rief sie. „Warum gehst du?“ Sie lief ihm nach und stellte sich vor ihn. „Tun wir's! Spürst du denn nicht, wie unsre Seelen es wollen?“