Es ist gelungen, die materiellen Grenzen aufzulösen. Alles, was ein fester Körper ist, kann seine Moleküle mit denen anderer Körper vermischen.. Zugegeben, das hat ja
seinen Reiz. Sie wissen gar nicht, wie oft meine rechte Backe schon ins Gesäß meiner Nachbarin geraten ist. Schön ist es freilich, wenn die Sonne in einem Becher Softeis einen winzigen
Splitter ihres Stoffes rotieren lässt. Schön ist es auch, wenn das Gehirn eines Professors in einem Baum Blüten treibt.
Aber, bitte, das ist Poesie, seit Jahren abgeschafft. Bleiben wir sachlich. Es ist in unserer Zeit fast unmöglich, seine Partikel zusammenzuhalten. Vor 200 Jahren etwa bestand das ganze Problem
eines Menschen darin, seine Organe beisammen zu halten: mal geriet das Hirn unter einen Schwall von Spermien, mal irritierten Gehirnzellen das Geschlechtsorgan. Schlimm, schlimm - aber
gegen heute...
Wie oft find ich meinen Gaumen im Zuckerglas, er ist mir ausgerissen und seine Moleküle kullern mit den Süßstoffmolekülen über- und untereinander. Ha! und mein Gehirn, das rückständige, krieg ich
einfach nicht dazu, die Dateien eines Computers zu durchwandern, dauernd spielt es mit den Pointen eines ordinären Witzbuches. Es ist beschämend! Und peinlich. Will ich mir den Raumanzug
zuknöpfen, muss ich zu meinem Entsetzen entdecken, dass sich meine Hände aufgelöst haben und auf der Haut einer Studentin der Philosophie haften.
Während ich dies in tiefster Verzweiflung ins Mikrophon spreche, stelle ich fest, dass ein Teil
meines Gehirnes außer Kontrolle geraten ist: es hat sich in der Substanz eines Rauschmittels ertränkt. Liebe Wissenschaftler, ich bitte euch, holt mich aus der ganzen Welt zurück, sucht
mich wieder zusammen: Ich weiß nicht mehr, was ich bin und was ich tu. Und ob ich glücklich bin, kann ich nicht mehr beurteilen. Ich bin zum Teil in einem Sahnekuchen, zum Teil in einem
menschlichen Fötus., zum Teil in einem Grashalm, zum Teil im Treibstoff einer Rakete. Und, bitte, wie soll es weitergehen? Werden sich bald unsere Atome mit allen anderen Atomen vermischen?
Wo, ich bitte Sie, wo soll das enden? Liebe Wissenschaftler, bitte, lasst uns wie wir sind, lasst uns unsere Grenzen!