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Krimikomödie
4 w, 3 m
Personen
Heike
Anja Heikes kleine Schwester
Klaus Heikes und Anjas kleiner Bruder
Mann
Frau
Kommissar
Nachbarin
Kostüme
Die Schwestern sind dezent elegant gekleidet, Klaus trägt eine weiße Tuchhose, ein weißes kurzärmeliges Hemd und Turnschuhe, die biedere Nachbarin einen Küchenkittel, die
Frau ein sehr kurzes Sommerkleidchen mit grellen Farben, der Kommissar ein Jackett und Cordhose, der Mann Jeans und T-Shirt.
Bühnenbild
Das Wohnzimmer in einer Villa mit einem offenen Kamin, halbrechts geht eine Tür in die Küche und zum Garten, halblinks ist entweder eine Treppe nach oben oder eine Tür
zur Treppe ins obere Stockwerk. In der Mitte ein Fenster zum Garten, daneben die Tür zum Garten. Rechts geht es zur Haustür. Das Mobiliar ist gediegen, aber gemütlich: ein Tisch mit weißem
Tischtuch und vier Stühlen, eine Chaiselongue und zwei Fauteuils – Möbelstücke aus einer großbürgerlichen Vergangenheit. Dazu ein Glasschrank mit Kristallgläsern und Spirituosen, auf dem
Kaminsims ein dreiarmiger silberner Kerzenhalter, eine Spieluhr, Porzellanfiguren u.ä. alles aus vergangenen Zeiten. An der Wand ein großes Porträtfoto der Eltern und zwei, drei Gemälde in
goldenen Rahmen.
1. Szene
Heike, Anja und Klaus beim Frühstück.
Heike (zu Klaus) Magst du nicht mehr?
Klaus Bin satt. Will jetzt spielen.
Anja Was denn, Kläuschen?
Klaus Heute bin ich Mörderer.
Anja Wie hübsch. Ein Gruselspiel.
Heike Ein Mörderer? Wie sieht denn der aus? Da bin ich aber neugierig.
Klaus Wirst du sehen. Komm gleich wieder. (ab durch die Treppentür)
Anja Es geht wieder los.
Heike Ich warte schon seit Tagen darauf.
Anja Ein Anfall schon beim Frühstück... Das hatten wir noch nie. Was meinst du... Wird das jetzt schlimmer?
Heike Schlimmer ist nicht das richtige Wort. Wir leben doch schon lange damit und es tut uns gut. Ich möchte fast sagen, es hält uns jung. Und ein paar Anfälle mehr werden unseren Etat nicht sprengen... Mörderer… Das ist ja was ganz Neues.
Anja Nicht wahr? Wie aufregend.
Heike Aber sich verkleiden! Wie denn? Mörder sehen ganz normal aus. Wenn es eine Berufskleidung für Mörder gäbe, würden sie sich doch verraten. Und wie um alles in der Welt kommt er überhaupt auf so was?
Anja Das Fernsehen ist voll davon und auch die Zeitungen.
Heike Aber er liest doch keine Zeitungen.
Anja Dann liegt das Mördern eben in der Luft.
Heike Das sollte mich nicht wundern. Die Luft da draußen ist eh schon so, dass sie einen umbringen kann.
Anja Mach mir keine Angst.
Heike Das war ein Witz.
Anja Solche Witze mag ich nicht. Und sag so was nie, wenn er dabei ist. Er ist so sensibel...
Heike Und so spielsüchtig.
Anja Ich finde es nicht gut, dass du es Spielsucht nennst. Es sind Anfälle. Dieser Fahrradunfall ist schuld.
Heike Entschuldige, du hast Recht. Wir sollten auch nicht mehr Kläuschen sagen. Er ist schon dreißig und eigentlich ist er ganz normal, bis auf seinen Spieltick.
Anja Schon merkwürdig, wie man sich ändern kann, wenn man auf den Kopf fällt... Man sollte Radfahren verbieten.
Heike Wenn überhaupt, dann nur mit Helm.
Klaus, mit einer Augenklappe, schleicht sich aus der Treppentür heran.
2. Szene
Klaus Ich bin ein Mörderer und schleiche und schleiche… Keiner sieht mich. Ihr auch nicht… Aber jetzt… (springt am Tisch auf) Ihr müsst Angst haben!
Anja Aber Kläuschen! Jetzt bist du kein Mörderer, sondern ein Seeräuber.
Klaus Nö! Seeräuber war ich schon mal.
Heike Eben.
Klaus Aber ich muss mich doch verkleiden!
Heike Setz dir irgendwas auf den Kopf. Wie wär's mit einer Mütze?
Klaus Ja! Sehr gut! (schleicht davon, ab durch die Treppentür)
Anja Man sollte ihm richtige Kostüme kaufen, was meinst du? Wir haben doch Geld!
Heike Ja, das haben wir, aber man muss seinen Spieltick nicht fördern. Ein bisschen Bodenhaftung sollte er schon behalten.
Anja Wie klug du bist.
Heike Du sollst mich nicht immer loben. Auch du bist klug.
Anja Das weiß ich doch. Aber du bist klüger. Außerdem bist du ja die Älteste. Die sind immer die Klügsten.
Heike Ja, das sagen die Männer, wenn sie alt werden. Für Frauen gilt das nicht. Wir sind immer klüger als die Männer, in jedem Alter. Also mach dich nicht so klein.
Klaus (mit Mantel und Hut, schleicht aus der Treppentür heran) Ich schleiche, ich schleiche... Will jetzt mörderen. (springt am Tisch auf) Uahh! Ich bin ein Mörderer! Ich bin ein großer Mörderer! Ihr müsst jetzt Angst haben.
Heike Ach Gottchen... Mit Hut! So geht doch heute keiner mehr. Du machst dich lächerlich. Komm, gib mir den Hut. (Klaus reicht ihr den Hut) Und mit dem Mantel ist es viel zu warm. Wir haben Sommer. Du wirst schwitzen. Zieh ihn aus. (er gehorcht) Weißt du, ein Mörderer darf gar nicht wie ein Mörderer aussehen, höchstens ein ganz klein wenig. Ich zeig es dir. (verstrubbelt sein Haar) So. Jetzt bist du ein richtiger Mörderer.
Anja Dann läuft aber eine Menge Mörder draußen herum.
Heike So ist es, Liebes. Man hat sie nur noch nicht entlarvt.
Klaus Hurra! Ich bin ein Mörderer. Bekomm ich ein Pistölchen?
Heike Nein.
Klaus Ein Messerchen?
Heike Nein.
Klaus Wie soll ich mörderen?
Heike Lass dir was einfalln. Na, geh schon.
Klaus (schleicht davon) Uhh.. Ich schleiche, ich schleiche... Nicht hersehn! Ihr dürft mich nicht sehn! ... Jetzt habt ihr hergesehn! Ich bin traurig... Nein, böse! Ich bin böse und mördere! Uhhh... Ich schleiche, ich schleiche... Der Mörderer kommt! (ab Richtung Haustür)
Anja Was meinst du, was wird er tun?
Heike Lassen wir uns überraschen, Liebes. Noch etwas Kaviar?
Anja Nein, danke. Ich kann das schon nicht mehr sehen. Jeden Morgen Kaviar.
Heike Tu was davon aufs Ei.
Anja Dann fühl ich mich besser?
Heike Es ist ein neuer Geschmack.
Anja Jeden Tag steht in der Zeitung, wie aufregend das Leben ist. Nur dank Kläuschen ist es bei uns nicht stinklangweilig.
Heike Ich bitte dich, Anja, befleißige dich eines Wortschatzes, der unserer Bildung entspricht. Übrigens... Ich habe 50.000 Euro abgehoben. Sie sind in meinem Zimmer.
Anja Ach... Ist das Geld bei der Bank nicht mehr sicher?
Heike Weißt du, vorgestern las ich etwas Geistvolles: Um sich zu langweilen, muss man genug Geld haben. Und wir haben mehr als genug, nicht wahr.
Anja Und deswegen hast du das Geld von der Bank geholt? Du willst es verlieren?
Heike Verlieren ist das falsche Wort. Geld verlieren, so was käme mir nie in den Sinn. Ich zahle für etwas und erwarte, dass ich dafür etwas bekomme. Jedenfalls ist es nicht ohne Risiko, so viel Geld im Haus zu haben. Das reizt doch die Einbrecher oder? Warten wir ab, was kommt. Das ist doch spannend oder?
Anja Ja... Aber wie sollen das die Einbrecher erfahren?
Heike Die riechen so was. (es klingelt)
Anja Das ist Kläuschen. Was will er denn jetzt?
Heike Ich glaube, er will uns erschrecken. Also tu ihm die Freude. Mach auf.
Anja ab Richtung Haustür. Dann ein Schrei von ihr.
3. Szene
Anja (stürzt herein) Gott, ist das aufregend!
Heike Wie schön, meine Liebe.
Ein Mann kommt, er trägt eine Frau auf den Armen, dahinter Klaus.
Klaus Jetzt müsst ihr aber wirklich Angst haben! Angst, Angst!
Heike Gewiss, Herzchen... Beruhige dich!
Anja Er sagt, er hat gemördert.
Klaus Ich bin ein Mörderer! Uhh… Ich hab gemördert! Spielen wir weiter?
Heike Das werden wir gleich sehen. Darf ich wissen, mein Herr, wer Sie sind? Und wie kommen wir zum Vergnügen Ihrer Bekanntschaft?
Mann Ob das ein Vergnügen ist, werden wir gleich sehn. Wo kann ich sie hinlegen?
Heike Hier bitte.. auf die Chaiselongue. Ich hoffe, die Dame ist sauber.
Mann Wie reden Sie von einer Toten!
Anja Sie ist tot? Echt tot?
Mann Jajaja.. Meine liebe, liebe Frau.. (legt die Leblose auf die Chaiselongue) Und dieser Wahnsinnige hat sie ermordet! Wieso redet er immer von einem Spiel?
Klaus Ein schönes Spiel... Du musst mitmachen!
Mann Mensch, hör auf! Sie ist tot!
Heike Beruhigen Sie sich. Es klärt sich alles auf.
Mann Sie ist tot!
Heike Sie wiederholen sich. Es würde uns interessieren, wie es passiert ist.
Mann Also…
Anja Kläuschen soll es erzählen!
Klaus Ich schleiche und schleiche, ich gucke, ich schleiche und schleiche und gucke... und da sind welche, sehn den Mörderer nicht, sehr, sehr schön... und dann... Bumm... (zu Mann) Du hast es gesehn! Erzähl du!....
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