Nachts hörte er manchmal auf der fernen Straße ein Auto fahren und wenn es mal wirklich still war, knackte es im Gebälk der Hütte. Heute Nacht hörte er gar nichts. Diese Stille war ihm neu. Er
strengte sich an, etwas zu hören.. Nichts. Die Stille wurde sogar schlimmer, sie wurde dick und wuchs, sie verdrängte die Luft im Zimmer, er glaubte zu ersticken. Er riss das Fenster auf
und lauschte, ob sich draußen etwas rührte. Nichts. Nicht einmal die Bäume rauschten. Nur Dunkelheit.. Er schloss das Fenster, setzte sich an den Tisch. Er überlegte, ob er ins Bett gehen und
sich die Decke über den Kopf ziehen sollte. Das gab ihm immer ein Gefühl von Sicherheit und Wärme. Ein Fötus im Mutterleib. Nur eine halbe Minute, dann musste er Luft schnappen. In dieser
kurzen Zeitspanne dachte er freundlich an den Tod.
Aber er war noch nicht müde, im Gegenteil. Hellwach war er, fast schon überdreht. Und dann plötzlich, hinter ihm, ein leises, rasches Ticken. Eine Uhr! Hatte der letzte Mieter der Ferienhütte
seine Armbanduhr vergessen? Wo lag sie? Zwischen Wand und Sofa? Er zog das Sofa nach vorn, nichts, der Linoleumboden war leer. Und im Sofa? Er griff in die Polsterspalten. Nichts. Aber kein
Ticken mehr.. Stille. Er schob das Sofa zurück an die Wand, setzte sich wieder. Und plötzlich erneut das zarte Ticken, und dann erinnerte er sich an die letzten Sommerferien. Eine Grille. Eine
Grille zirpte in der Hauswand.
Und dann sah er etwas an der Wand. Eine Fliege. Es drängte ihn, die Fliege zu küssen. Er trat heran. Die Fliege flog weg.
Alle Spannung fiel von ihm ab. Er war gar nicht allein.