Alle reden jetzt vom Krieg. Es wundert mich, dass die Menschen so aufgeregt sind, als wäre was Schreckliches passiert. Denn was sie da Krieg nennen, hat doch mit dem Menschen zu tun. Eigentlich ist immer Krieg, das hat der Mensch so an sich, in jeder Minute, und egal, wo er gerade ist. Darüber sollte der Mensch mal nachdenken.
Ist es nicht auffallend, wie die Tiere fliehen, sobald ein Mensch kommt? Ja, so klug sind sie. Denn so gefährlich ist der Mensch für sie Aber da stehe ich und es kommt ein Mensch auf mich zu und ich bin wie ein Tier, das fliehen will, ganz instinktiv, aber ich darf es nicht. Der Mensch erwartet sogar, dass ich mich freue. Warum sollte ich mich freuen bei einem Wesen, vor dem Tiere Angst haben? Ja, ich bin ein Mensch. Aber genau genommen, kann mir das auch passieren, was den Tieren passiert. Ein Mensch schlägt mich, verletzt mich oder tötet mich. Und dann lieg ich da tot ganz wie ein totes Tier.
Seit einiger Zeit laufen die Menschen mit so einem Gerät herum, so groß und flach wie eine Schokoladentafel. Aber es ist keine Schokoladentafel, die würde sonst schmelzen. Sie blicken darauf, als könnten sie nichts anders mehr tun. Und so sieht mich keiner. Und das gefällt mir. Man muss die großen Tiere beschäftigen, dann besteht keine Gefahr für die kleinen.
Sie sagen, ich soll mich nicht so klein mache. Haben Sie doch mal Selbstbewusstsein, heißt es. Aber ich habe Selbstbewusstsein. Das ändert doch nichts daran, dass ich klein und schwach bin. Ja, vielleicht sind alle so klein, aber sie machen sich groß, irgendwie. Das kostet sicher viel Kraft. Die habe ich nicht. Meine Kraft brauch ich fürs Leben nicht fürs Großsein öder Großtun.
Aber eines verstehe ich nicht. Warum reißen die Vögel, die Eichhörnchen, die Katzen vor mir aus? Sobald ich mich ihnen nähere, rennen sie davon oder fliegen weg. Ich bin doch nicht gefährlich. Ganz im Gegenteil. Mir geht es wie ihnen. Ja, das ist eine Frage, auf die ich keine Antwort finde.
Ich will Ihnen etwas sagen, etwas anders. Aber vielleicht passt es doch dazu. Wenn ich aus dem Fenster sehe, sehe ich eine kleine Linde. Sie hat dünne, helle Blätter. Vielleicht sind es tausend. Oder mehr. Jedenfalls rührt sich bei Windstille kein Blatt. Aber wenn ich genauer hinsehe, ist da immer eines, das zittert. Alle anderen stehen oder hängen still, sie rühren sich kein bisschen. Aber das eine zittert, als rüttele was in ihm. Aber es wird nicht gerüttelt, sonst müssten auch die Nebenblätter zittern, das ist logisch.
Kein Mensch weiß, wie gut mir das tut.